2012 - Entlang der Mosel und des Rheins

Dieses Jahr führte uns unsere Tour an Mosel und Rhein. Von Metz starteten wir entlang der Mosel bis nach Koblenz und dann wieder am Rhein entlang zurück bis nach Hause. Eine Tour der Sinne umrahmt von Reben, Wein und Burgen....

 

1. Etappe - Von Metz nach Thörnich - 121 km

Unsere jährliche Tour begann dieses Mal mit einer Reise nach Metz. Mit den Rädern auf dem Fahrradträger und den Packtaschen im Kofferraum fuhren wir uns zunächst zum Bahnhof nach Kaiserslautern. Wir ließen uns auf dem Bahnhofsvorplatz absetzen und beluden bei strahlendem Sonnenschein unsere Räder. Voller Erwartung auf die Abenteuer der nächsten Tage gönnten wir uns noch einen kleinen Imbiss in der Wartehalle. Wir hatten noch etwas Zeit und genossen wir die Abendsonne auf dem Bahnsteig mit Blick auf das Fritz-Walter-Stadion. Schnell waren wir am schwärmen was uns wohl erwarten würde und wurden schließlich von der Durchsage und dem einfahrenden Regionalexpress aus unseren Gedanken gerissen. Es ging endlich los.... Wir starteten in Richtung Saarbrücken und mussten nach 45 Minuten noch mal in Richtung Metz umsteigen. Obwohl wir noch auf Deutschem Boden waren, gestaltete sich die Kommunikation mit der Zugbegleitung schon etwas schwierig, da diese nur noch Französisch sprechen wollte. Es dauerte eine Weile bis wir begriffen hatten, dass die nette Dame uns nur darauf hinweisen wollte, dass es in diesem Zug spezielle Fahrrad-Halter gäbe, wo die Räder hochkant aufgehängt werden konnten. Nachdem das geklärt war, erreichten wir nach weiteren 45 Minuten Metz. Der Bahnhof empfing uns mit grandiosem Anblick. Das über 300 Meter lange Sandsteingebäude leuchtete in der untergehenden Sonne. Wir wollten keine Zeit verlieren und machten uns per Fahrrad auf die Suche nach unserer Jugendherberge. Die ersten Meter in Metz zeigten uns, was sich am nächsten Tag noch einmal bestätigen sollte. Metz ist keinesfalls die im Fahrradführer angepriesene radfreundliche Stadt. Es gab nicht sehr viele Radwege. Meist führte uns unser Weg durch den dichten Verkehr. Wir mussten sehr aufpassen um nicht unter die Räder zu kommen. Trotz alledem genossen wir die ersten Eindrücke der schönen Stadt. Zahlreiche Kirchen und historische Gebäude gibt es hier zu bestaunen. Schöne Plätze mit Brunnen, Denkmälern und zahlreiche schöne Cafes und urige Kneipen. Nach einiger Zeit hatten wir unsere Herberge gefunden und bezogen unser Quartier mit Hochbetten und spartanischer Ausstattung. Aber es war sauber und wir wollten ja auch nicht den Rest unserer Tour hier verbringen. Also nutzten wir den lauen Abend um ein wenig die Stadt zu erkunden. Durch die Fußball-Europameisterschaft gab es fast auf jedem Platz eine Gelegenheit, wo man unter hohen Bäumen schön sitzen konnte. Nach einem kleinen Rundgang entschlossen wir uns in der Nähe der Jugendherberge eine kleine, urige Kneipe zu besuchen. Hier genossen wir ein kühles Blondes unter den Türmen einer schönen Kirche, bevor wir uns früh zu Bett legten um am nächsten Tag unsere erste Etappe zu starten. Nach einer unruhigen Nacht in der schwindelerregenden Höhe des Hochbettes genossen wir ein wahrlich spartanisches Frühstück. Dieses bestand aus zwei Brötchen und einer Müslischale Pulverkaffee. Das Frühstücksbuffet bestand aus zwei Sorten Marmelade, Nusscreme und Honig, sowie Butter oder wahlweise Margarine. Als Nachtisch lockten Naturjoghurt, Naturjoghurt, oder Naturjoghurt. Wir hatten keinen Grund den Verlockungen unserer Unterkunft nachzutrauern und eilten zur Garage um unsere Räder zu holen. Auf dem Weg dahin, fing es leicht an zu regnen was die Allgemeinsituation nicht unbedingt verbesserte. Wir ließen uns nicht beirren und zogen profiltaktisch schon einmal die Regenjacken an und überzogen die Packtaschen mit leuchtenden Regenschützern. Nun konnte uns nichts mehr bremsen, ungeachtet des Regens starteten wir zur Rundfahrt durch Metz. Zunächst fuhren wir an unserer Kneipe und dem Brunnen vorbei in die Altstadt. Kreuzten hier und da ein paar kleine Gassen und mussten sehr aufpassen, auf dem Kopfsteinpflaster wegen des Regens nicht auf die Nase zu fallen. Auch die Autos waren nicht besonders rücksichtsvoll und so mussten wir ein paar mal auf den sehr schmalen Gehweg ausweichen. Dennoch waren wir von Metz als Stadt begeistert. Die durchgängige Architektur war bemerkenswert. Meist waren es schmale, mehrstöckige Häuser mit, im Verhältnis zur Größe, riesigen Kaminschloten. Die Häuser waren meist grau-braun verputzt. Ab und an stand ein moderner Bau dazwischen der sicht entweder harmonisch in die Linie einfügte oder ganz und gar nicht dazu passen wollte. Wir fuhren zum Porte des Allemands, dem Tor der Deutschen, einer Imposanten und gut erhaltenen Toranlage die gut durchfahren werden kann. Wir folgen der Stadtmauer und der Lorraine in Richtung Süden, bogen in die Rue de Foch ein und fuhren vorbei an einem schönen, großen Springbrunnen durch den alten Teil der Stadt. Wir machten noch einen Abstecher zur Kathedrale Saint-Étienne und machten uns aufgrund des Verkehrs und des stärker werdenden Regens in Richtung Mosel auf. Mangels Fahrradwegen mussten wir meist auf der mehrspurigen Hauptstraße fahren und nutzten so oft es ging schmale Kopfsteinpflastergassen. Nach mehreren, lauten Baustellen waren wir froh den Stadtrand und die Moselbrücke erreicht zu haben. Alles in allem ist Metz durch aus eine sehenswerte, schöne, aber keinesfalls fahrradfreundliche Stadt. Wir querten das erste mal die Mosel und fuhren zügig am Ufer entlang um Metz und dem Regen schnellstmöglich zu entkommen. Zunächst war der Fahrradweg ein Mix aus naturbelassenem, aber befestigten und sauber asphaltiertem Weg. Häufig fuhren wir durch das Industriegebiet und konnten in der Ferne schon die bedrohlichen Umrisse des Atomkraftwerkes Cattenom ausmachen. Trotz der eher industriellen Umgebung erschien uns Natur und Tierwelt ausgesprochen vielfältig und abwechslungsreich. Es war schon ein Kontrast, am Kanal vor der Kulisse eines Elektrizitätswerkes einen Eisvogel zu sehen oder Schwäne mit Ihren Jungen inmitten einer Schiffswerft, die sich überhaupt nicht daran störten. Wir fuhren weiter und je weiter wir in Richtung Thionville kamen um so schöner wurden Natur und Radweg. Wir fuhren nicht direkt auf dem Moselradweg sonder blieben, da dieser besser ausgebaut war auf der parallelen Alternativroute. Erst auf der Höhe von Richmont waren wir entgültig auf dem eigentlichen Mosel-Radweg angekommen. Bei Nieselregen fuhren wir mutig weiter bis Thionville, wo wir in einer Bäckerei erst einmal Kontraste zu unserm morgendlichen Frühstück suchten. Wir wurden schnell fündig und so machten wir uns gestärkt wieder auf den Weg. Es folgte ein fast naturbelassenes Stück mit einer vielfältigen Tierwelt, schönen Wiesen mit bunten Blumen und Auen mit Weiden am Ufer. So ging es mehrere Kilometer weiter bis uns das AKW wieder daran erinnerte dass wir nun an Cattenom vorbei kamen. Dort passierten wir eine Brücke entlang der Schleuse um auf die gegenüberliegende Seite zu kommen. Es ging weiter, vorbei an Königsmacker, Metrich und Petite Hettange bis nach Malling. Dort ging es wieder über die Brücke auf die andere Seite und dort weiter auf dem Chemin de la Moselle. Langsam fing die Mosel an sich zu winden, wobei die Landschaft immer noch relativ flach und unbebaut war. Wir genossen die Idylle und fuhren weiter über Rettel nach Contz les Bains wo wir erneut die Seite der Mosel wechseln mussten. Wir spulten gelassen die nächsten Kilometer ab. Es hatte endlich aufgehört zu regnen und so wagten wir uns langsam die Regenkleidung gegen die viel bequemeren kurzen Sachen zu tauschen. Erste zarte Sonnenstrahlen machten uns Mut und wir radelten über Sierck les Bains und Apach nach Schengen wo wir wieder bei Perl wieder auf Deutschem Boden waren. Bei schönem Wetter ging es weiter über Bech bis nach Nennig, wo wir eine kurze Rast einlegten um danach die folgenden, im Radführer als schlecht ausgebaut und nicht so interessanten, 30 km mit der Bahn abzukürzen. Wir besorgten uns in der Dorfmetzgerei noch einen kleinen Imbiss für die Fahrt und nutzten die Gelegenheit um nach der Bahnverbindung zu fragen. Die Verkäuferin gab uns bereitwillig Auskunft und meinte mit verschmitztem Lächeln: „Mann kann da aber auch mit dem Fahrrad hinfahren...“ Wir kauften uns ein Ticket und fuhren ca. eine halbe Stunde mit dem Zug. Dabei hatten wir Gelegenheit ein wenig Kraft zu schöpfen und zu erholen. Hatten wir schließlich bis Nennig schon 83 km auf dem Tacho und wir wollen heute noch ein ganzes Stück weiter . Unsere Zugfahrt endete in Konz, wo wir die Räder bei schönem Wetter ausluden um uns direkt danach auf den Weg in Richtung Trier zu machen. Es war nicht weit bis zur Römerstadt und wir fuhren durch die Fußgängerzone, über den schönen Marktplatz bis zum Dom und vorbei an der Porta Nigra. Wir verließen die schöne Stadt, nicht ohne einige Erinnerungsfotos zu machen, in Richtung Ruwer. Hier ging es erst einmal entlang der Hauptstraße durch das Industriegebiet von Trier. Die Mosel schien weit weg zu sein und wir sehnten uns bei diesem Verkehr nach der Ruhe der Mosellandschaften. Doch zuvor mussten wir noch durch den dichten Feierabendverkehr nach Ruwer und weiter nach nach Kenn. Die Strecke führte direkt an der Autobahn entlang. Auch wenn sie nicht zu sehen war, so war sie nicht zu überhören. Am Ortsausgang von Kenn ging es noch ein ganzes Stück weiter bis wir schließlich unter der Autobahn hindurch wieder auf die Mosel stießen. Direkt entlang am Ufer ging es weiter über Longuich, Riol und Mehring bis nach Detzem. Weinberge bestimmten immer mehr das Bild und auch die Winzerhöfe priesenimmer öfter Ihre Mitgliedschaft bei Bed & Bike an. Wir waren zuversichtlich eine schöne Unterkunft für die Nacht zu finden. In Detzem waren gerade die Vorbereitungen für eine Beachparty in vollem Gange. Verlockend stieg uns der Duft von Gegrilltem in die Nase. Bier- und Weinstände direkt am Moselstrand luden zum Verweilen ein. Wir überlegten direkt hier die Nacht zu bleiben. Da der Winzerhof für Bed & Bike aber direkt gegenüber des Festplatzes war, beschlossen wir, lieber noch ein wenig weiter zu radeln. Der nächste Ort Thörnich lag herrlich an einer schönen Moselschleife und dort suchten wir uns das Weingut Thimmel als Quartier aus. Zuvor inspizierten wir den Ort hinsichtlich der Aussicht auf ein deftiges Abend-Essen. Direkt an der Mosel gab es das Gasthaus „Zur alten Fähre“, das mit einem schönen Biergarten und einer gutbürgerlichen Speisekarte lockte. Alles klar, das war genau das richtige für uns, nach über 120 km Radstrecke hatten wir einen Mordshunger und natürlich einen Riesen-Durst. Nach einer Dusche machten wir uns zu Fuß auf den Weg ins Gasthaus, nahmen bei schönstem Abendwetter im Biergarten unter einem Sonnenschirm platz und freuten uns auf die Speisekarte. Leider musste uns der Wirt hinsichtlich der erwarteten Gaumenfreuden enttäuschen. Seine Frau, die auch für die Küche verantwortlich war, war gerade am Knie operiert und so gab es leider nur eine kleine Speiskarte. Gulaschsuppe, Flammkuchen, Käseplatte... „Bitte in dieser Reihenfolge...“ orderten wir unsere Bestellung und beschlossen uns nicht zu ärgern. Da mussten wir auch nicht, denn unser Wirt las uns jeden Wunsch von den Augen ab, und auch die Kleine Karte schmeckte uns hervorragend. Nach einem Verdauungsschnäpschen fragten wir nach Flaschenbier zum Mitnehmen, da wir noch das Fußball-EM-Spiel in unserer Unterkunft ansehen wollten. Zunächst musste uns unser Wirt enttäuschen, er hätte nur Weizenbier in Flaschen und wir hatten keine Gläser in der Unterkunft. Dann aber fragte der Wirt, ob wir im Ort Quartier bezogen hätten und gab uns schließlich auch noch die Gläser mit. Noch nicht einmal Pfand oder den vollen Preis von der Getränke-Karte wollte er nehmen, da die Flaschen ja ohne Bedienung wären. Wir sollten die ungespülten Gläser und leeren Flaschen einfach am nächsten Morgen bei ihm vor die Tür stellen, das wäre schon in Ordnung so... Da nun unserem gemütlichen Fußballabend nichts mehr im Wege stand, machten wir uns schnell auf den Heimweg um nicht den Anpfiff zu verpassen. So ließen wir den Abend ausklingen und freuten uns schon auf den nächsten Tag obwohl die Wettervorhersage Dauerregen voraussagte. Angesicht des strahlenden Abendsonne hofften wir, das die Vorhersage, wie schon oft zuvor, Unrecht behalten sollte.

 

 

 

2. Etappe - Von Thörnich nach Senheim - 105 km im Regen

Wir hatten gut geschlafen, waren früh aufgestanden und der erste bange Blick aus dem Fenster konnte die die Wettervorhersage glücklicherweise nicht bestätigten. Es war zwar bewölkt, aber hier und da waren deutlicht blaue Lücken und die Sonne mühte sich redlich durch diese Lücken zu scheinen. Wir hatten Hoffnung, dass die Wetterlage stabil bleiben wollte und gingen nach unten zum Frühstück. Unsere Winzerfrau war sehr überrascht, dass wir so zeitig schon auf den Beinen waren, beeilte sich aber das Frühstück herzurichten. Wir nahmen im Frühstücksraum platz und freuten uns über die liebevoll angerichteten Köstlichkeiten. Es fiel uns direkt auf, dass man für jeden von uns ein Gläschen Wein bereitgestellt hatte. Zunächst glaubten wir noch es sei Traubensaft, denn so früh am Morgen hatten wir noch nicht mit alkoholischem gerechnet. Doch nach dem ersten Probieren war klar, das war ein schöner Riesling und dazu noch ein wirklich leckerer. Wir waren an der Mosel und in einem Weingut also wollten wir keine Spielverderber sein und genossen das gute Tröpfchen. Als wir schon fast zuende gefrühstückt hatten, lernten wir auch noch den Winzer kennen. Der klärte auch die Sache mit dem frühen Wein auf: Der Winzer hatte sich am Vorabend eine gute Flasche Wein aufgemacht und den Rest am späten Abend in den Kühlschrank gestellt. Die Winzerfrau hatte in der Eile diesen mit dem Traubensaft verwechselt und uns somit eine 93er Riesling Spätlese kredenzt. Wir mussten alle herzlich lachen und konnten dem Winzer versichern, dass wir deswegen nicht böse waren. Wir verabschiedeten uns von den lieben Winzerleuten und packten in der Garage unsere Räder. In der Zwischenzeit hatte es wieder leicht angefangen zu regnen. Wir standen abfahrbereit in der trockenen Garage und warteten auf Besserung, die leider aber nicht eintreten wollte. Wir beschlossen trotzdem los zu fahren und fuhren im stärker werdenden Regen aus Thörnich heraus durch die Weinberge in Richtung Mosel. Nun da wir gerade mitten in den Weinbergen radelten, ohne eine Möglichkeit Schutz zu suchen, hatte Petrus beschlossen die Schleusen komplett zu öffnen. Nach ein paar Minuten waren wir klitschnass und die noch am Vortag so gelobten neuen Radhosen entpuppten sich als schwerer, nasser Ballast. Verzweifelt suchten wir unter einer Unterführung Schutz. Aber es war natürlich zu viel zu spät. Wir sprachen uns gegenseitig Mut zu und fuhren verbissen wieder los. Wenigstens waren die Temperaturen noch so, dass es uns nicht noch zusätzlich kalt wurde. Im strömenden Regnen fuhren wir vorbei an kopfschüttelnden Einheimischen durch Köwerich und Leiwen. Hätten wir nicht versprochen am Abend bei Bekannten auf einem Campingplatz in Nehren vorbeizuschauen, hätten wir wahrscheinlich erst einmal pausiert und den Regen abgewartet. Es sah aber nicht nach Besserung aus und der Wetterbericht sollte recht behalten also machten wir es uns zur Aufgabe nun erst recht die nächsten 100 km durchzuhalten. Zunächst ging es entlang der Mosel und grauem Himmel ein ziemlich langes Stück ohne daß ein Ort etwas Abwechslung im Grau entgegenbrachte. In Neumagen-Drohn stellten wir uns kurz unter und machten eine kurze Trinkpause im Regen. Danach ging es weiter entlang der Hauptstraße bis der Radweg nach einigen Kilometern wieder ruhigere Pfade beschritt. Wir fuhren wieder durch die Weinberge, nur einen Steinwurf vom Moselufer entfernt, die wir trotz der Nähe nicht sehen konnten. Erst kurz vor Niederemmel trafen wir wieder unterhalb der Brücke nach Piesport wieder auf unseren Fluss. Wir fuhren am Dorfrand entlang der Mosel bis zum Ortsausgang. Dort verlief der Radweg parallel zur Hauptstraße, dem wir einige Kilometer bis Wintrich folgten. An der Schleuse von Wintrich bog der Radweg ab um durch den Ort, vorbei am Sportplatz von der Mosel weg zu führen. Wir fuhren nun oberhalb der Mosel, inmitten von Weinbergen entlang der Landstraße bis nach Brauneberg. Dort verließen wir die Weinberge und fuhren wieder hinab bis zur Mosel, folgten dem Weg durch den Ort und fuhren durch Wiesen und Felder bis nach Mühlheim und dann nach Andel. Dort sorgte ein Wasserflugzeug am Moselufer für kurze Abwechslung. Wir machten eine kleine Pause, tankten etwas Energie mit Hilfe eines mitgebrachten Müsliriegels und machten uns wieder auf den Weg. Verbissen spulten wir Kilometer um Kilometer bis nach Bernkastel-Kues ab. Der Regen wollte einfach nicht nachlassen. Wir waren sicher, heute würde es nur einmal regnen. Bernkastel empfing uns feucht-fröhlich. Dennoch genossen wir die malerische Kulisse der Moselschleife und der auf dem Berg wachenden Burg Landshut.Es waren trotz des ungemütlichen Wetters massig Touristen unterwegs. Vor allem gelbe Nummernschilder waren zu sehen. Wir machten uns wieder auf den Weg und freuten uns insgeheim schon auf eine trockene Unterkunft am Abend. Doch zunächst mussten unsere Sachen noch ein paar Liter Regenwasser aufsaugen. Wir radelten weiter über Graach nach Zeltigen, wo wir in einer Bäckerei noch kurz vor Ladenschluss einen heißen Kaffee und ein Stück Kuchen als Stärkung und Trostpflaster zu uns nahmen. Missmutig ging es danach im strömenden Regen weiter durch den Ort, zurück zur Mosel und dann parallel zur Landstraße auf dem Radweg weiter nach Erden und dann über Wolf nach Traben-Trabach. Auch hier trotz schlechter Wetterlage das gleiche Bild: jede Menge gelbe Nummernschilder und Touristen. Wie schön müssen diese malerischen Ortschaften bei Sonnenschein wirken. Von Traben-Trabach ging es bis Enkirch zwischen Mosel und Landstraße durch ein kleines Waldstück, was wenigstens etwas Schutz vor dem Regen bot. Danach wieder durch offenes Feld und Regenschwaden über Burg nach Pünderich. Wir beschlossen hier Mittagspause zu machen und bei einer warmen Suppe etwas trocken zu werden. Wir machten uns auf die Suche nach einer Gaststätte und wurden auf ein Schild in der Ortsmitte auf ein Restaurant aufmerksam, welches durchgehend warme Küche versprach. Nachdem wir uns den Abhang zum Restaurant hinaufgequält hatten mussten wir leider feststellen, das dieses am heutigen Tag wohl geschlossen hatte. Enttäuscht fuhren wir wieder zurück und weiter über Briedel nach Zell. Die Moselschleifen haben bei schönem Wetter garantiert Ihren Reiz. Bei Regen hatten sie jedoch einen anderen Vorteil: Da der Wind immer aus der gleichen Richtung wehte, trug er den Regen, je nach Moselschleife mal von vorn, von der Seite oder auch von hinten mit sich. So wurden wir wenigsten gleichmäßig und rundum richtig nass. In Zell genehmigten wir uns dann doch noch unsere Gulaschsuppe in einem kleinen Restaurant an der Moselpromenade. Wir saßen im Freien unter einem Vordach und ließen uns die Suppe schmecken. Glücklicherweise hörte es auch unvermittelt auf zu regnen und wir wagten es die Regenjacken erst einmal in den oberen Packtaschen zu verstauen. Auch wenn wir genau wussten, dass es bestimmt nicht trocken bleiben würde, gab uns das neuen Mut und wir starteten unter wolkenverhangenem Himmel weiter in Richtung Neeren. Es war ein völlig neues Fahrgefühl und auch das Wasser kam nur noch aus einer Richtung; von unten aus den verbliebenen Pfützen, die jedoch auch weniger wurden. Unsere Fahrt ging durch Merl und Bullay und dann ein ganzes Stück ohne Ortschaften entlang der Mosel bis nach Neef. Langsam trockneten auch die Hosen wieder auf. Es wurde heller und ab und zu glaubten wir sogar die Sonne hinter den dichten Wolken zu erkennen. Wir wechselten über die Brücke von Neef auf die andere Seite der Mosel und fuhren bis Bremm weiter. Dort zeigte der Weinbau in Terassenform eindrucksvoll, wie schwierig die Bewirtschaftung der Weinstöcke ist, was letztendlich auch den hohen Preis der Moselweine erklärt. Teilweise standen nur zwei, drei Weinstöcke auf einem Vorsprung. Dorthin gelangte man nur, so schien es, wenn man über alpinistische Ausrüstung verfügte. Die Moselwinzer wissen sich aber zu helfen, und so landet jede Frucht letztendlich in der Flasche. Wir haben sogar Weinstöcke gesehen, die mit dem Boot angefahren werden müssen..... Nach Bremm windet sich die Mosel wieder in einer Schleife durch das Tal, vorbei an der Klosterruine Stuben, welche wir vom Ufer aus gut sehen konnten. Wir kamen unserem Tagesziel immer näher und freuten uns die Bekannten auf dem Campingplatz zu treffen. Zunächst mussten wir aber wieder die Regenjacken auspacken, denn es fing wieder an zu regnen, zuerst nur ganz leicht, und dann ab Ediger Eller in gewohnter Tageshöchstform. Am Ortsausgang von Ediger waren unsere gerade getrockneten Kleider schon wieder komplett nass. Wir gaben ordentlich Gas, da der Campingplatz in unmittelbarer Nähe sein musste. Schließlich fuhren wir in Nehren ein und bogen direkt nach rechts ab um über den Campingplatz zu fahren. Wir hatten Glück und fanden den Wohnwagen unserer Bekannten relativ schnell. Wir retteten uns ins Vorzelt und durften eine, für diesen Tag neue, Feuchtigkeit erleben: Bei kühlem Gerstensaft aus Plastikbechern erzählten wir von unserer Wasserschlacht. Als wenn Petrus uns zustimmen wollte, so prasselte der noch stärker gewordene Regen auf das Vorzelt. Das war uns aber erst einmal egal. Wir saßen trocken und ließen uns das Bier schmecken. Das Balsam für unsere nassen, geschundenen Knochen. Wir pausierten eine knappe Stunde, und als klar war, dass der Regen wohl nicht mehr aufhören wollte, verabschiedeten wir uns und fuhren die letzen Kilometer bis zur Brücke nach Senheim. Dort wurden wir schnell fündig was die Unterkunft für die Nacht anging. Das Hotel Schützen warb mit Bed&Bike und gutbürgerlicher Küche. Wir klingelten am Gästehaus und schon nach kurzer Zeit kam der Chef des Hauses mit einem Schirm über die Straße und schloss uns den Weinkeller auf der auch als Fahrradgarage diente. Er gab uns den Schlüssel für den Weinkeller und die darüberliegende Gästewohnung, versprach uns ein schmackhaftes Essen im gegenüberliegenden Restaurant und weg war er wieder. Wir waren allein mit den ganzen Köstlichkeiten, aber wir dachten nicht im Traum daran diese Situation auszunutzen – Na ja, vielleicht ganz kurz. Wir parkten die Fahrräder, verschlossen den Weinkeller und stiegen die Stufen zur Gästewohnung hoch. Dort angekommen nahmen wir eine warme Dusche und trockneten die Hosen mit dem kleinen Fön aus dem Badezimmer. Danach machten wir uns mit einem Bärenhunger auf ins Nachbarhaus, wo wir bei gutem Essen und Trinken den Tag noch einmal Revue passieren ließen. Alles in allem war die Regenschlacht geschlagen und mal ehrlich, so schlimm war es ja auch nicht. Es war wenigstens so warm, dass man nicht fror und wenn man sowieso schon klitschnass ist, kann man auch weiterfahren. Trotz allem hatten wir doch sehr schöne Fotos geschossen, die wir noch einmal nach dem Essen anschauten. Wir beschlossen noch das Dorf ein wenig zu erkunden und brachen zu einem Verdauungspaziergang auf. Die Straße herunter gab es noch das “Schinkenhaus”,was im überdachten Vorgarten ein kleines Public-Viewing aufgebaut hatte. Dorthin gingen wir nach unserem Rundgang um noch einen kleinen Absacker zu uns zu nehmen und ein wenig Fußball-EM anzuschauen. Wir hatten nur einen kurzen Heimweg bergauf in unser Gästehaus, wo wir schnell einschliefen um von einer neuen, sonnigen Etappe zu träumen, schließlich hatte es endlich aufgehört zu regnen....

 

 

 

3. Etappe - Von Senheim nach Koblenz - 77 km

Die ersten Strahlen der Sonne lugten in unser Zimmer, es war so kurz nach 6 Uhr in der Frühe. Tatsächlich, es schien so als wäre der Vorat an Wasser im Himmel ausgegangen. Nicht eine Wolke war am Himmel zu sehen. Die Vorfreude auf eine sonnige Tour in kurzen Hosen und ohne Regenkleidung beflügelte uns. Frisch geduscht machten wir uns auf den Weg ins Nachbarhaus um ein kräftiges Frühstück einzunehmen. Obwohl das Frühstück sehr reichhaltig und gut war, hatten wir keine Ruhe, wir wollten endlich los. Schnell zahlten wir Übernachtung und Verpflegung beim Wirt und eilten zurück ins Gästehaus um unsere Packtaschen auf die Räder zu wuchten. Es war, obwohl sonnig noch etwas frisch deshalb entschlossen wir uns zunächst noch mit langer Hose und Windshild zu fahren. Tacho auf Null und los ging es die schmale Straße runter, vorbei am Schinkenhaus bis zur Mosel. Eine Tankstelle am Straßenrand gab uns Gelegenheit noch schnell etwas Luft in die Reifen zu pusten und die Trinkflaschen mit Mineralwasser zu füllen. Danach gabe kein halten mehr und wir radelten bei “Herrgottswetter” an der Mosel in Richtung Mesenich nach Briedern. Endlich hatten die in den Terassenanlagen oft zu bestaunenden Sonnenuhren ihren Namen verdient. Nach kurzer Zeit stiegen die Temperaturen und wir konnten die Länge der Hosen erstmals reduzieren. Weiter ging es über Beilstein bis nach Bruttig. Die Kirchenglocken auf der gegenüberliegenden Seite der Mosel riefen zum sonntäglichen Kirchgang. Es war noch früh am Tag, daher war auch wenig Verkehr auf Straße und Radweg, aber dass sollte sich schnell ändern. Wir fuhren durch Bruttig-Fankel und wechselten am Ortsausgang über die Brücke auf die andere Moselseite, da das folgende Teilstück im Radführer als schlechtere Wegstrecke ausgewiesen war. Danach ging es über Ernst, vorbei am gegenüberliegenden Valwig bis nach Cochem. Schon von weitem war die malerische Kulisse der Reichsburg zu sehen, welche hoch auf den Hängen zur Mosel herunterschaut. Schlagartig hatte die Ruhe auf dem Radweg ein Ende. Radfahrer, Skater, und Spaziergänger genossen gleichwohl die schöne Aussicht und das perfekte Wetter. Wir radelten vorsichtig zwischen fotografierenden Touristen aus allen Herren Länder hindurch und näherten uns der Cochemer Altstadt. Ein schöner Torbogen war der Eingang zur Altstadt mit seinen historischen Fachwerkhäusern. Wir stiegen aufgrund der Menschenmassen ab und schoben unsere Räder über das Kopfsteinpflaster vorbei an unzähligen Souveniergeschäften bis zum Marktplatz. Das Cochem eine Touristenhochburg ist, kann man hier unschwer erkennen. Trotzdem sind die malerischen Gassen mit den kleinen, schiefen Häuserfronten in jedem Fall eine Reise wert. Ein freier Platz im sonnigen Außenbereich des Marktplatzcafes lud uns zur Rast ein. Wir ließen uns eine schöne, große Tasse Kaffee und ein Stück frischen Obstkuchen schmecken. Von hier aus war das bunte Treiben auf dem Marktplatz gut zu beobachten. Hin und wieder schnappten wir Wortfetzen auf und wir rieten, welcher Nationalität diese wohl entstammten. Nach einem kurzen Sonnenbad zahlten wir unsere Rechnung und schoben die Räder wieder Richtung Mosel, um dort unsere Fahrt fortzusetzen. Eine Weile noch, fuhren wir durch Cochem, vorbei an der Touristeninformation, wo gerade ein kleines Volksfest abgehalten wurde und vorbei an der Moseltal-Jugendherberge, die etwas höher auf der anderen Moselseite liegt. Wir ließen Cochem hinter uns und fuhren bei bestem Wetter und steigenden Temperaturen weiter in Richtung Klotten. Erste Sonntagsausflügler fuhren auf der Straße mit ihren Cabrios und Motorädern, Freizeitkapitäne mit Ihren frisch geputzten Schiffen auf der Mosel. Es war insgesamt schon viel Verkehr, auch auf den Fahrradwegen. Ganze Kolonnen von Radfahrern jeden Alters kamen uns entgegen, überholten uns oder wurden von uns überholt. Ab und an hetzte ein Pulk Rennräder im Eiltempo, ungeachtet der malerischen Kulisse, auf der Straße an uns vorbei. Wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen, heute hatten wir Zeit. Wir wollten an diesem Tag nur bis nach Koblenz. Das waren nur gut achtzig Kilometer und da wir gut voran kamen, nahmen wir die Gelegenheit war, bei diesem traumhaften Wetter alles etwas gemütllicher angehen zu lassen. Es ging durch Klotten und dann an endlosen Moselterassen vorbei bis nach Pommern. Immer wieder fiehlen uns die Weinberge auf, die sich regelrecht an den steilen Schieferhängen festkrallen mussten. Wie beschwerlich musste wohl die Arbeit in diesen Weinbergen sein. Verglichen mit unseren rheinhessischen Weinbergen, waren diese Moselterassen schon abenteuerlich. Fast jeder Weinberg hatte einen eigenen Zahnrad-Lift um Arbeitsmaterialien und Menschen nach oben und bei der Lese die Trauben nach unten zu bringen. Manchmal standen nur zwei Weinstöcke auf einem Winzigen Felsvorsprung. Wenn man da bei der Arbeit daneben tritt.... Von Pommen ging es ein langes Stück direkt auf der Straße nur getrennt durch einen durchgehenden weißen Strich bis nach Treis-Karden. Von da an fuhren wir wieder direkt an der Mosel auf einen Radweg weiter bis nach Müden. Wir bogen am Ortseingang in den typischen Moselort ab und fuhren durch die malerischen Gassen an unzähligen kleinen Winzern vorbei, bevor wir am Ortsausgang wieder auf den Radweg trafen, der zunächst an der Straße entlang in Richtung Moselkern führte. Nach einigen hundert Metern bogen wir links, der Eisenbahnlinie folgend auf eine höhere Trasse in die Weinberge ab. Von hieraus war das Moseltal aus einer völlig neuen Sicht zu erkunden. Unvermittelt fanden wir uns am Orteingang von Moselkern wieder, welches mit einem Touristencafe an einem großen Busparkplatz lockte. Wir beschlossen ein kleines Päuschen zu machen und bei schönem Wetter eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen zu genießen. Damit wir weg vom sonntäglichen Touristenrummel kamen bestellen wir zwei coffee to go, aber zum mitnehmen und setzten uns ans Moselufer auf eine schattige Bank. Nach unserer Stärkung machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung Hatzenport. Das längere Teilstück führte wieder direkt an der Straße entlang, wieder nur vom hektischen Sonntagsverkehr durch eine weiße Linie getrennt. Abenteuerlich wurde es immer dann, wenn schnellere Sonntagsradler ohne Gepäck überholen wollten und dafür die vom dichten Verkehr belegte, Straße benutzen. Wir kamen wohlbehalten in Hatzenport an und bestaunten die riesigen Karpfen, die im ruhigen, flachen Wasser in der Sonne standen. Auf einer kleinen Insel , welche die Mosel teilte, befand sich ein idyllischer Campingplatz. Damit die Camper zu Ihren Wohnwägen kommen konnten, war ein kleiner Damm vom Ufer bis zur Insel angelegt. Dadurch bildete sich ein natürlicher Pool mit Seerosen und klarem Wasser, welches zum Baden einlud. Dort standen regungslos unzählige, große Karpfen und ließen sich die Sonne auf die großen Schuppen scheinen. Am Ufer tollten Kinder im flachen Wasser mit einem Schlauchboot. Noch nicht einmal davon ließen sich die grauen Kameraden aus der Ruhe bringen. Wir folgten dem Radweg durch eine enge Moselschleife bis nach Löf und dann nach Kattenes. Am Ortsausgang von Kattenes bot sich wieder die Gelegenheit den Radweg gegen einen höher gelegenen Wirtschaftweg zu tauschen. Diese Gelegenheit nahmen wir dankend an und bereuten es auch nicht, da der eigentliche Radweg wieder direkt auf der Straße verlief. Weiter ging es über Lehmen bis nach Gondorf. Terassenförmige Weinberge bestimmten die Aussicht. Die nähe zu Koblenz war schon zu spüren. Schon konnte man in der ferne die mächtige Moseltal Autobahnbrücke erkennen. Wir radelten unter der Brücke hindurch, durch die Weinberge, an der Straße entlang oder darauf bis nach Winnigen. Das bekannte Weindorf wird oft das das schönste der Mosel genannt. Wir wollen das nicht bestreiten. Winnigen empfing uns gebührend und festlich geschmückt mit einem schönen Weinfest. “Spazieren und Probieren” war überall auf den Hinweisschildern zu lesen. In jedem Winzerhof lockte eine andere Spezialität. Live-Musik und Kinderbelustigung, Süßes und Herzhaftes und überhall konnte man den bekannten Moselwein versuchen. Wir wehrten uns nicht und machten in einer idyllischen Gasse halt, lauschten einem tollen Duett, welches von einem höheren, überdachten Balkon schöne Oldies zum Besten gab und genossen ein Gläschen Wein. Fast hätten wir uns daran gewöhnen können, aber wir wollten ja noch wenigstens bis Koblenz weiter. Also schwangen wir uns wieder auf unsere Drahtesel und fuhren wehmütig weiter. Je weiter wir durch den Ort fuhren um so schwerer fiel es uns noch nicht doch hier zu übernachten. Hier war wirklich eine tolle Stimmung und zu allem Überfluss lockte ein Winzerhof mit einer Großbildleinwand und versprach für das EM-Spiel am Abend für jedes Tor der Deutschen eine Lokalrunde. Es kostete schon Überwindung weiter zu fahren. Kurz vor dem Ortsende mühten sich zwei junge, hübsche Winzertöchter damit ab ein ziemlich schweres, Weinbaugerät von einer Treckerrolle auf einen Pritschenwagen zu wuchten. Die beiden nahmen unsere Hilfe gerne in Anspruch und gemeinsam schafften wir es schließlich das Ungetüm sicher zu verladen. Sollten wir doch lieber hier bleiben? Nein, weiter ging es in Richtung Koblenz. Schließlich wollten wir am nächsten Tag noch den Rhein wieder hinunter bis nach Bingen. Wären wir in Winnigen geblieben, hätten wir das am nächsten Tag nicht schaffen können. Wir trotzten allen Verlockungen und radelten tapfer weiter. Von weitem konnte man schon Koblenz erkennen. Wir freuten uns bald unser Tagesziel erreicht zu haben. Wir fuhren durch die Vorstadt, über die Moselbrücke bis ans Deutsche Eck. Dort machten wir am Kaiser-Wilhelm Denkmal kurz Rast und genossen die Aussicht und den Rummel. Aus aller Herren Länder konnte man Touristen sehen die fleißig, abwechselnd das Denkmal, das Deutsche Eck und die Festung Ehrenbreitstein fotografierten. Zunächst überlegten wir ob wir mit der Seilbahn zur Festung hochfahren sollten. Aufgrund des hohen Fahrpreises der Fahrräder wegen, entschlossen wir uns schnell anders und traten den Aufstieg zur Festung an. Das erste Stück war noch zu fahren, aber schnell mussten wir absteigen und schoben keuchend in der prallen Sonne die Räder samt Gepäck den scheinbar nicht enden wollenden Berg hinauf. Nach gefühlten Stunden, am Ende unserer Kräfte und Wasserreserven, kamen wir endlich oben auf der Festung an. Schnell hatten wir die Strapaze vergessen. Zum einen war die Aussicht grandios und zum anderen war dort gerade ein Fest der Jugendherberge im Gange und der Bierstand mit kühlem Weizenbier lag auf unserem direkten Weg zur Anmeldung. Wir glaubten noch nie ein köstlicheres Getränk genossen zu haben und nachdem wir wieder etwas abgekühlt waren, meldeten wir uns bei der Herbergsleitung für die Übernachtung an. Nach einer kalten Dusche ging es mit frischen Klamotten zum Abendessen in den Speiseraum. Man kann wirklich sagen, dass diese Jugendherberge eine der schönsten und modernsten in Deutschland ist. Fühlte man sich eher im Hotel als in der Jugendherberge, vorbei sind die Zeiten von Schlafsälen und Etagenbetten. Unser Zimmer war trotz der Lage und der dicken Festungsmauer hell und freundlich, modern eingerichtet mit bequemen Betten und einem Bad, das auch einem Wellnesshotel gerecht geworden wäre. Auch der Speisesaal und das Essen waren top. Wäre nicht Selbstbedienung gewesen, hätten wir geglaubt in einem besseren Hotel zu sein. Nach dem Essen erkundeten wir die Festung und freuten uns, dass direkt in einem Nebenhof zwischen dicken Mauern eine riesige Leinwand aufgebaut war. Gemeinsam mit mehreren Tausend Menschen konnten wir dann das Europameisterschaftsspiel " Deutschland – Griechenland” anschauen. Das war schon ein tolles Erlebnis in einer einzigartigen Umgebung. Deutschland gewann 4:2 nach einem spannenden Spiel und wir genehmigten uns noch ein letztes Feierabendbierchen, genossen noch einmal die Aussicht von der Festung auf das nächtliche Deutsche Eck und die Autokorsos, die noch bis spät in die Nacht durch Koblenz fuhren. Wir bekamen von alle dem nicht mehr viel mit, gingen müde zu Bett und schliefen glücklich ein.

 

 

 

4. Etappe - Von Koblenz nach Wonsheim - 82 km

Wir hatten früh ausgeschlafen und die durch das Oberlicht scheinende Sonne kündigte bestes Radfahrwetter an. Also nutzen wir den frühen Morgen um vor allen anderen, die noch mit den Nachwirkungen des gestrigen Fußballspiels zu kämpfen hatten, die Ruhe im Frühstücksraum zu genießen. Bei starkem Kaffee und frischen Brötchen besprachen wir die Tour für den heutigen Tag. Bis nach Hause waren es gut 110 km und wir hatten die Tage zuvor schon ziemlich große Strecken hinter uns gebracht. So langsam spürten wir auch unsere Hinterteile. Wir beschlossen alles auf uns zu kommen zu lassen und auf jeden Fall so weit wie möglich zu kommen. Nach dem Frühstück holten wir unsere Packtaschen, warfen noch einen letzten Blick auf das grandiose Panorama, welches sich von der Brüstung bot. Danach fuhren wir geschwind bergab. Komisch, abwärts schien uns die Strecke gar nicht so lange wie am Vortag.... Im Nu waren wir auf der Hauptraße und fuhren entlang des Rheins bis zur nächsten Brücke. Dort wechselten wir auf die andere Seite des Rheins und fuhren durch die parkähnlichen Rheinanlagen vorbei an Joggern, die am frühen Montagmorgen noch vor der Arbeit Ihren Sportteil absolvierten. Auch viele Hundebesitzer nutzen den schönen, sonnigen Morgen um ihre Vierbeiner auszuführen. Insgesamt war die Strecke ein schöner Kontrast zur gewohnten Anblick der vergangenen Tage. Der Rhein war viel breiter als die Mosel und es herrschte auch sehr reger Schiffsverkehr. Es war witzig zu beobachten, dass die Partikulierschiffe, die rheinaufwärts fuhren, viel langsamer waren, als wir auf unseren Fahrrädern. Ein Schiff nach dem anderen wurde von uns überholt. Wir kamen gut voran und das Wetter versprach auch schön zu bleiben. Guter Dinge aktivierten wir unsere letzten Reserven und traten kräftig in die Pedale. Wir freuten uns auch auf zu Hause, waren wir doch nun schon seit Donnerstag unterwegs. Jeder hing so ein wenig seinen Gedanken nach und spulte routiniert Kilometer um Kilometer ab. Auf einer Anhöhe stand, von weitem sichtbar Schloss Stolzenfels. Wir radelten gerade auf gleicher Höhe als plötzlich ein lautes Pfffffff.... von hinten zu vernehmen war. Ich wusste sogleich, was das war, weil gleichzeitig das strampeln doppelt so schwer war wie zuvor. Ein Plattfuß! Ausgerechnet jetzt. Hatte ich doch um so einem Malheur vorzubeugen noch vor der Tour neue Reifen aufgezogen. Auch hatte ich nicht gespart und die guten Reifen mit Laufflächenverstärkung gekauft. Angeblich Plattensicher! Ich war wohl wieder einmal auf die Werbung hereingefallen. Nach kurzen Begutachten des Schadens waren wir entschlossen ein weiters Highlight aus dem stark beworbenen Zubehörsortiment zu testen: Den neulich beim Discounter erstandenen Reifenpilot. “Reparieren und Aufpumpen in einem. Schnell, einfach und sicher!” war auf der Flasche zu lesen. “Vor Gebrauch gut schütteln” Gesagt getan, nach 2 Minuten schütteln drehten wir den Schlauch der Flasche auf das Ventil und entließen den Inhalt in den Reifen. Es erinnerte ein wenig an die Verwendung von Bauschaum und so hörte sich die ganze Sache auch an. Egal, das Ergebnis zählt und das konnte sich tatsächlich sehen lassen. Stramm und prall wie zuvor stand der Reifen da, als wäre nie etwas passiert. “Sofort weiterfahren” versprach der Text auf der nun leeren Flasche und das taten wir auch. Leider war die Freude über die schnelle Reparatur nur von kurzer Dauer. Schon nach wenigen Metern drückte sich der “Bauschaum” wieder in winzigen Fäden aus dem kleinen Loch und damit war auch die Luft wieder raus. Im wahrsten Sinne des Wortes. Zunächst war erst einmal schieben angesagt. Ein kritischer Blick zur Uhr ließ den gesamten Tagesplan vor unseren Augen zerplatzen. Die nächste Fahrradwerkstatt war 5 km entfernt, wie ein freundlicher Passant uns wissen ließ. Wir machten uns an die Reparatur. Fahrrad auf Lenker und Sattel, Luft komplett runter, Bauschaum entfernen – Was eine Schweinerei - Montiereisen angesetzt und runter mit der Decke. Erst jetzt war das ganze Ausmaß unserer Bauschaumaktion zu sehen. Der gesamte Schlauch war mit einer schleimigen, klebrigen Schicht verunreinigt, was die Suche nach dem Loch nicht wirklich leichter machte. Mangels Wasser brauchten wir eine Weile bis wir das Loch sicher gefunden hatten. Flicken drauf und wieder alles zusammengebaut. Luft gepumpt – Fertig. Wieder einmal hatten wir bewiesen, das althergebrachte Methoden durchaus erfolgreicher sein können als neuer, teuerer Schnickschnack. Nachdem der Vorrat an Feuchttüchern für die Reinigung der Hände aufgebraucht war konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Zunächst fuhren wir vorsichtig und schauten öfter argwöhnisch auf das Hinterrad. Nach einer Weile aber vertrauten wir unserer Reparatur und folgten wieder in gewohnter Geschwindigkeit der geplanten Route. Zwischendurch pumpten wir den Reifen noch einmal etwas fester auf und prüften den Luftdruck erneut an der nächsten Tankstelle. Weiter ging es durch Rhens und Spay mit Blick auf die gegenüberliegende Marksburg bis nach Boppard. Es kamen immer mehr Wolken auf und auch der Wind legte kräftig zu – natürlich meist von vorn. Der Rheinradweg führt meist direkt neben der Straße oder etwas darunter was bedeutet, dass man immer auf irgendeine Weise mit dem entgegenkommenden Verkehr konfrontiert wird. LKWs verstärkten den Gegenwind ruckartig und so manches mal gerieten wir kräftig ins Schwanken. Zu allem Überfluss fielen nun auch die ersten Regentropfen. Glücklicherweise waren es immer nur kurz Schauer und der Wind wehte die Wolken immer wieder beiseite, so dass die Sonne immer wieder durch kam. Weiter ging es über Bad-Salzig nach Sankt Goar. Das Wetter besserte sich wieder und wir genossen in der Fußgängerzone von Sankt Goar eine schöne heiße Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen. Von dort aus hatten wir einen schönen Blick auf die Ruine Rheinfels, welche auf dem Berg hoch über der Stadt wachte. Auch die größte Kuckucksuhr war in unmittelbarer Sichtweite. Bei strahlendem Sonnenschein und leichtem Gegenwind verließen wir Sankt Goar und fuhren an der legendären Loreley vorbei. Nach einem längern Teilstück mit starkem Gegenwind erreichten wir schließlich Oberwesel mit seinen schönen Stadtmauern und der Schönburg. Wir radelten weiter entlang der Straße bis wir kurz nach Oberwesel die Pfalz im Rhein bestaunen konnten. Wir machten kurz Rast und schossen ein paar Erinnerungsfotos. Es fiel uns immer schwerer zurück in den Sattel zu finden. Es war eine reine Kopfsache, das schmerzende Hinterteil wieder auf den Sattel auf zusetzen. Es nützte nichts, bis Bingen wollten wir in jedem Fall noch kommen. Also strampelten wir tapfer weiter, mal mit Gegenwind, mal ohne, je nach Biegung des Rheins änderte sich die Fahrtrichtung und somit auch der Wind, der gleichmäßig aus einer Richtung kam. Von Bacherach ging es über Rheindiebach nach Niederheimbach. Zahlreiche Burgen und Schlösser waren entlang der Strecke auf beiden Seiten des Rheines zu bestaunen. Wir erreichten Trechtlingshausen und machten erneut eine kleine Pause um die gequälten Hinterteile kurz zu entlasten. Nach einem Müsliriegel und einem Schluck aus der Wasserflasche ging es entlang des Ufers, vorbei an schönen Strandbädern durch Wald und Wiesen bis nach Bingen. Wir passierten die Anlagen der Bundesgartenschau und fuhren zum Hauptbahnhof. Geschafft. Nun konnten wir uns ein wenig ausruhen. Wir hatten Glück und es ging eine direkte Verbindung nach Gau-Bickelheim die wenige Minuten Später abging. Wir luden unsere Räder in den Waggon und setzten uns ans Fenster. Gemächlich fuhr der Regionalzug von Ortschaft zu Ortschaft und schaukelte uns fast in den Schlaf. Als wir Gau-Bickelheim erreichten mussten wir uns beeilen, die Räder schnell genug aus dem Zug zu bringen. Nur noch ein paar Kilometer bis nach Hause. Wir stiegen wieder auf und setzten unsere Fahrt fort. Die Strecke war uns wohlbekannt, aber so lange wie dieses Mal kam sie uns noch nie vor. Auch der Gegenwind hatte noch einmal aufgefrischt und forderte uns das letzte ab. Die Trinkflaschen waren leer und wir keuchten die kleine Steigung nach Wöllstein hoch. Die Abfahrt gab uns wieder Gelegenheit etwas zu erholen. Nur noch durch Wöllstein durch und dann nach Eckelsheim. Die letzten drei Kilometern gaben uns noch einmal den Rest. Der Wind wollte irgendwie nicht, dass wir heute noch einmal ankommen. Er blies was das Zeug hält und die letzen Kilometer zogen sich wie Gummi. Tapfer und entschlossen hielten wir dagegen und schließlich hatten wir gewonnen. Wonsheim hatte uns wieder. Nach fast 400 km in vier Tagen hatten wir uns das alkoholfreie Willkommensbierchen in redlich verdient.

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