2009 - Der Bodenseeradweg

Eine Tour durch drei Länder


Da hatten wir uns etwas vorgenommen - Unsere erste Tour führte uns an den schönen Bodensee. Wir waren ziemlich unerfahren was mehrtägige Touren angeht und hatten viel zu viel Gepäck mitgenommen. Außerdem hatten wir uns diese Tour in unserer Fantasie immer im Sonnenschein vorgestellt. Kein Wunder, planten wir doch die Tour schließlich im Juni...

 

1. Etappe - Von Radolfzell nach Bodman - 78 km

Unsere erste Etappe führte von Radolfzell nach Ludwigshafen. Eigentlich eine kurze Strecke von knapp 35 km. Wir hatten uns aber vorgenommen, immer so nah wie möglich am See zu fahren. Dadurch erhöhte sich unser Tagesziel auf 78 km. Wir starteten auf einem öffentlichen Parkplatz in Radolfzell, der ganz in der nähe des Bodenseeradweges lag. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten haben wir diesen dann auch gefunden und fuhren mit beginnendem Regen aus der Stadt in Richtung Konstanz. So richtig Spaß machte es eigentlich nicht. Immer wieder Nieselregen und so dauerte es nicht lange bis wir trotz Regenkleidung ziemlich naß waren. Aber wir ließen uns die Laune nicht verderben und freuten uns in Erwartung kommender Abenteuer als wir den See zum ersten Mal bei Markelfingen erblickten. Von dort ging es dann zügig weiter, mal mit mal ohne Regen und wir spulten die ersten paar km zum warm werden ab. Unser Weg führte entlang einer Bahnstrecke und war am Anfang relativ unspektakulär. Einzige Abwechslung waren hin und wieder Campingplätze die direkt am See lagen und erahnen ließen, wie schön diese Strecke bei Sonnenschein sein mußte. Hin und wieder mussten wir die Bahngleise queren und kamen dann ziemlich durchnässt in Allenbach an. Dort gönnten wir uns in der Dorfbäckerei erst einmal Kaffee und Teilchen, die wir uns auch redlich verdient hatten. Gestärkt und etwas aufgewärmt machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung der Insel Reichenau. Entlang des Seeufers konnten wir immer wieder die zahlreichen Wasservögel bewundern, die das Wetter offenbar überhaupt nicht störte. Fast wie kleine Eisberge schienen die vielen Schwäne auf dem ziemlich unruhigen Wasser zu schaukeln. Um auf die Insel Reichenau zu gelangen mussten wir einen 3 km langen, als Allee ausgebauten Zubringer passieren. Dabei gesellte sich zusammen mit dem aufkommenden Wind eine neue Variante Regen dazu: von der Seite kommend. Trotz widriger Witterungsverhältnisse zeigte die Insel ihre Reize. Riedgedeckte kleine Häuser, reizvolle kleine Lichtungen im Ried mit Blick auf den See und überall Gemüsefelder. Rotkohl, Blumenkohl und Rosenkohl waren allgegenwärtig. Nach einer kleinen Verschnaufpause und einem Apfel fuhren wir auf der Rückrunde an der Südseite der Insel entlang. Die Straße folgte den Wirtschaftwegen und führte einige Male direkt durch die vielen Bauernhöfe hindurch. Das eine oder andere Mal mussten wir den entgegenkommenden Traktoren Platz machen. Weiter ging es durch Ried und Naturschutzgebiet nach Konstanz. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt im fiesen Nieselregen, gaben wir die Hoffnung auf Wetterbesserung auf und beschlossen nun zügig dem Ziel unserer ersten Etappe näher zu kommen. Hatten wir ja die Gelegenheit, Konstanz am Ende der Tour noch einmal ausgiebiger zu sehen. Wir verließen Konstanz in Richtung Norden und orientierten uns notgedrungen mehr an den Straßenschildern als an den spärlichen Beschilderungen des Radweges. Schnell waren wir vom eigentlichen Bodensee-Radweg abgekommen und beschlossen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren nicht wieder zurück zu fahren, sondern den Radweg im weiteren Verlauf der Strecke wieder zu finden. Wir fuhren neben der Straße auf perfekt ausgebauten Radwegen am nördlichen Rand von Konstanz vorbei am Sportplatz in Richtung Dettingen bergauf. Hatten wir bislang, bedingt durch den Regen und die Temperaturen eher gefröstelt, so kamen wir nun doch ganz schön ins Schwitzen. Unser Weg zog sich stetig bergauf durch Wälder und Wiesen. Ab und zu unterbrochen von ferngelegenen Aussiedlerhöfen wähnten wir uns eher zuhause in unserem Rheinhessischen Hügelland als am Bodensee. Insgesamt ging es von Konstanz aus über 200 Höhenmeter auf über 530m hinauf. Nach kurzer Verschnaufpause in Dettingen, machten wir uns entlang der L220 weiter in Richtung Allensbach-Langenrain auf die Reise. Zum Glück hatte der Regen etwas nachgelassen und wir schöpften neuen Mut. Nach einem weiteren schier endlos scheinenden Aufstieg passierten wir am Ortsausgang von Allensbach den höchsten Punkt unserer Tour mit 560 Metern über Null. Bislang waren wir gut 50 km unterwegs. Durch den Regen hatten wir aber das Gefühl wenigstens das doppelte gefahren zu sein. Glücklicherweise ging es jetzt erst einmal eine Weile bergab. Mit letzter Kraft erreichten wir am frühen Abend Bodman. Der Regen hatte wieder eingesetzt und es hatte nicht den Anschein, dass es die nächsten Tage noch einmal besser werden sollte. Beharrlich fuhren wir klitschnass durch das kleine Örtchen und suchten nach einer Unterkunft für die Nacht. Wir wurden fündig in der Pension „Zum Anker“ die zudem noch eine gutbürgerliche Küche versprach. Genau das Richtige für unsere geschundenen Seelen. Doch zunächst sollten unsere Erwartungen noch eine Weile zurückgestellt werden denn wie sich herausstellte, waren unsere Zimmer nicht in der Pension, sondern in einem Gästehaus am anderen Ende von Bodman, was bedeutete, das wir noch einmal aufsteigen mussten um die letzten beiden Kilometer, natürlich bergauf im Regen, hinter uns zu bringen. Glücklicherweise entpuppte sich das Gästehaus als ein, komplett neu renoviertes und für Gäste hergerichtetes, Einfamilienhaus mit Garage. Dort konnten wir unsere Fahrräder unterstellen und unser nasses Gepäck, im eigens dafür zur Verfügung gestellten Trockner, und an den angebrachten Wäscheleinen kostenlos trocknen. Nach einer warmen Dusche und frischen, trocknen Kleidern sah die regnerische Umgebung lange nicht mehr so trist aus wie zuvor. Das lag auch letztendlich an einem weiteren Highlight unseres Gästehauses: In der Garage konnten wir uns ein kühles Bierchen aus dem dort befindlichen Automaten gönnen. Hungrig machten wir uns zu Fuß auf den Weg in den Anker um den Tag bei einem deftigen Essen ausklingen zu lassen. Gestärkt und zufrieden liefen wir im strömenden Regen zurück zu unserem Gästehaus. Dort angekommen bemerkten wir, das zwischenzeitlich eine weitere Gruppe angekommen war, die mit historischen NSU Quickly – Mopeds den See umrunden wollten. Nach kurzer Unterhaltung gingen wir müde in unsere Zimmer und mit bangen Gedanken an das Wetter am nächsten Tag zu Bett.

 

 

 

2. Etappe - Von Bodman nach Höchst - 107 km

Es hatte in der Nacht endlich aufgehört zu regnen. Noch vor Sonnenaufgang konnte man, in der ersten Dämmerung, vom Fenster aus den See im Morgennebel sehen. Vereinzelt war sogar der blaue Himmel durch die noch dichten Wolken zu erkennen. Es war einfach herrlich wie sich die ersten Sonnenstrahlen in den Pfützen spiegelten. Wir packten unsere Räder, ließen hoffnungsvoll die Regenkleidung in den Packtaschen, warfen noch einen Blick auf die Ruine Altbodman und verabschiedeten uns von unseren Mitbewohnern mit den Mopeds. Danach fuhren wir zum Anker um dort bei einem kräftigen Frühstück die Tagestour zu besprechen, die uns heute mindestens bis Bregenz führen sollte. Frisch gestärkt und gut gelaunt verließen wir darauf Bodman bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Ludwigshafen. Endlich wussten wir, warum wir hier waren und genossen die schöne Strecke in vollen Zügen. Die Strecke verlief größtenteils direkt am See und lud so manches Mal zu einer kurzen Rast ein um die schöne Landschaft mit seiner Tierwelt zu bestaunen. Einziger Wermutstropfen waren starke Bewegungs-Schmerzen im linken Knie, die wohl die durch die Strapazen des Vortages verursacht wurden. Weiter ging es, vorbei an Ludwigshafen, mit seinen schönen Tobeln die den Uferbereich des Sees beherrschten. Der Radweg schlängelte sich durch das Ried des Naturschutzgebietes vorbei an einigen Campingplätzen und privaten Bootsanlegern entlang der Bahnstrecke bis zum Yachthafen. Nach einem kurzen Foto ließen wir Ludwigshafen endgültig hinter uns und radelten entlang der B31 bis Sipplingen. Langsam stieg auch die Temperatur und so konnten wir mit kurzen Ärmeln und Sonnenbrille den grandiosen Ausblick genießen. Auf der Linken Seite wechselten sich bewaldete Hänge mit Obstkulturen ab. Manchmal lockten Kirschbäume direkt am Radweg mit Ihren fast reifen, roten Früchten. Rechts vom Weg hatten wir Sicht auf den Bodensee wo sich auch die ersten Segelschiffe zeigten. Es war schließlich Samstag und so mancher Wochenend-Kapitän nutzte das schöne Wetter für einen Ausflug. Auf dem Weg nach Überlingen entlang der B31 zeigte sich das schon gewohnte Bild. Bei der Durchfahrt von Überlingen nutzen wir die Gelegenheit uns auf dem Wochenmarkt mit frischem Obst einzudecken. Dabei konnten wir auch die schöne Altstadt, den Marktplatz und das Münster St. Nikolaus bestaunen. Nach kurzer Rast besorgten wir in der Ortapotheke noch eine Sportsalbe um das schmerzende Knie zu behandeln und machten uns nach dieser Erstversorgung wieder auf den Weg. Der Radweg trennte sich am Stadtrand von der Bundesstraße und führte nun wieder direkt am See entlang. Immer wieder hatte man den Eindruck durch eine einzige, schöne, gepflegt Parkanlage zu fahren. Wunderschöne, liebevoll gepflegte Seegrundstücke mit Villen aber auch kleinen Häuschen und Wochenenddomizilen. Kleine und große Buchten die schönen Segelschiffen und Motorbooten als Hafen dienten. Auch Strandbäder und Naturstrände luden zum verweilen ein. Doch wir hatten noch eine lange Strecke vor uns und so ließen wir uns nicht verleiten, in die, zu dieser Jahreszeit noch kühlen Fluten zu stürzen, sondern radelten weiter bis nach Unteruhlingen um dort die weltbekannten Pfahlbauten zu sehen. Wir begnügten uns mit der Aussicht auf die Pfahlbauten und einer Hafenbesichtigung, da die Wartezeit aufgrund des starken Wochenendtourismus länger als eine Stunde gedauert hätte. Unsere Entscheidung wurde durch einen schönen Ausblick über den See zur Insel Mainau entschädigt. Wir bedauerten einerseits diese am Vortag nicht besucht zu haben, angesichts der Touristenmassen konnten wir uns allerdings gut vorstellen, was uns dort erwartet hätte. Am Himmel zeugte ein Zeppelin davon, dass wir nicht mehr weit von Wilhelmshaven entfernt waren. Nach einem letzten Blick auf eine malerische Szene von fünf majestätischen Schwänen die sich vor der Kullisse eines schönen Segelschiffes aus dem Wasser in die Luft erhoben, verließen wir Unteruhlingen. Wir fuhren weiter entlang des Sees nach Meersburg. Dort bestaunten wir die schöne Altstadt und die Seepromenade. Bewacht von der auf einer Anhöhe stolz herabblickenden Meersburg konnten wir vom Uferbereich bei klarer Sicht bereits einen ersten Blick auf die entfernten Alpen werfen. Weiter ging es ein herrliches Stück unter schattenspendenden Bäumen durch Felder und Wiesen entlang des Sees über Hagnau und Immenstaad nach Friedrichshafen. Bei einer ausgiebigen Kaffeepause und einer Nussecke an der Uferpromenade konnten wir dem regen Treiben der Touristen aus aller Herren Länder zuschauen. Wir besuchten kurz das Zeppelinmuseum und machten uns dann auf den Weg nach Wasserburg über Langenargen, Kressbronn und Nonnenhorn. Die Route führte teilweise direkt am See entlang, teils fuhren wir durch saftige Felder und Streuobstwiesen. In Wasserburg angekommen, schauten wir bei einer kurzen Rast bei herrlichem Wetter den Segelschiffen zu und konnten von der Halbinsel aus bereits die Insel Lindau in der Ferne erblicken. Ein drohendes Grollen riss uns aus unserer Ruhe und wir fuhren weiter um dem aufziehenden Gewitter zu entkommen. Wir beeilten uns und fuhren über Reutenen und durch Bad Schachen nach Lindau. Wir hatten Glück und das Gewitter änderte die Richtung. So konnten wir in aller Ruhe eine schöne Rundfahrt über die Insel Lindau starten.Besonders schön fanden wir die Hafeneinfahrt mit Leuchtturm, das alte, historische Rathaus inmitten der malerischen Altstadt mit Ihren schönen, alten Gebäuten und die Stadtbefestigung. Weiterhin entdeckten wir einen Rapunzelturm, aus dem doch tatsächlich der lange, blonde Zopf der besagten Dame herabhing. Von der Inselstadt aus hatte man zusätzlich einen schönen Blick auf das Alpenpanorama. Der Abschied fiel uns schon ein bisschen schwer, aber wir wollten an diesem Tag noch ein paar weitere Kilometer hinter uns bringen. So fuhren wir weiter und passierten auf der Höhe von Unterhochsteg die Grenze nach Österreich. Dort ging es direkt am See entlang bis nach Bregenz. Wir bestaunten die Seebühne und die futuristisch anmutende Ausflugsschiff „Sonnenkönigin“. Weiter ging es unter der schon tiefstehenden Sonne durch Bregenz. Wir überquerten den Rhein, der ja bekannter weise durch den Bodensee hindurch fließt und verließen Bregenz in Richtung Schweizer Grenze. Langsam wurde es Zeit nach einer Unterkunft für die Nacht Ausschau zu halten und auch unsere Mägen meldeten, dass es wir nun langsam zum Ende kommen sollten. Wir hatten uns bei der Planung der Tour einige Übernachtungsmöglichkeiten herausgesucht, da uns Bregenz aber nicht gemütlich genug erschien wollten wir in Fußach unterkommen. Leider hatte diese Gaststätte mit Gästezimmer ausgerechnet am Samstag ihren Ruhetag. So blieb uns nichts anderes übrig, als mit einsetzender Dämmerung noch etwas weiter zu fahren. Wir fanden in Höchst, kurz vor der Schweizer Grenze ein einladendes Lokal mit dem Namen „Hecht“ und bezogen dort Quartier. Nach insgesamt 107 km an diesem Tag hatten wir uns ein kühles Bierchen, welches wir direkt nach unserer Ankunft im Gastraum orderten, wohl verdient. An diesem Abend hatten wir den Gastraum und den Wirt für uns alleine und genossen ein schmackhaftes Abendessen und zu guter letzt eine grandiose Käseplatte. Nach einem Verdauungsspaziergang durch Höchst gingen wir uns müde und glücklich zu Bett.

 

 

 

3. Etappe - Von Höchst nach Gaillingen - 84 km

Nach einer kurzen aber erholsamen Nacht verhieß der morgendliche Blick aus dem Fenster zunächst nichts Gutes. Es hatte in der Nacht wieder geregnet, der Himmel war immer noch wolkenverhangen und ließ nicht darauf hoffen, dass dies ein sonniger Tag werden sollte. Also stärkten wir uns erst einmal ausgiebig mit einem reichhaltigen Frühstück. Wir hatten es irgendwie gar nicht so eilig wieder loszufahren, steckte doch die Wasserschlacht unserer ersten Etappe noch zu sehr in unseren Köpfen. Also ließen wir uns gerne auf einen Plausch mit der Mutter des Wirtes ein, die uns erzählen konnte, das unser Gasthof früher einmal eine Postkutschenstation war. Sie berichtete vom früheren Leben der Reisenden, ohne fließendes Wasser und Elektrizität und zeigte uns eindrucksvolle Fotos aus dieser Zeit. Wir vergaßen ein wenig die Zeit und lauschten den interessanten Geschichten. Ganz unbemerkt hatte sich Wetterlage geändert und durch die ersten zarten Sonnenstrahlen wurden wir wieder in die Realität zurückgeholt. Nun hielt uns nichts mehr und wir machten uns auf den Weg. Mit einem letzten Gruß an die Wirtsleute verabschiedeten wir uns aus Höchst und fuhren entlang der Bundesstraße in Richtung Radweg. Ein rücksichtsloser Linienbus erinnerte uns daran, dass wir diesen noch nicht erreicht hatten und hätte unsere Tour fast beendet. Nur durch ein beherztes Abbremsen konnte schlimmeres verhindert werden. Als wir den Radweg erreichten ging es zügig weiter durch dichten Wald und entlang des Rheines bis wir bei Gaißau die Grenze zur Schweiz passierten. Das Wetter wurde immer besser und wir kamen gut voran. Ein wenig machte sich langsam ein schmerzendes Hinterteil bemerkbar, die Strecke am Vortag forderte ihren Tribut. Trotzdem genossen wir die Vorboten an den See, der sich mit kleinen, malerischen Wasserlandschaften, kleinen Teichen und vielfältigen Geräuschen aus der Tierwelt ankündigte. Wir passierten noch den kleinen Flughafen St. Gallen und konnten von dort aus zum ersten mal wieder ungehindert auf den See blicken. Weiter ging es über Staad nach Rorschach wo wir eine kurze Pause im Hafen einlegten um ein paar Bilder zu machen. Von da an ging es entlang des Ufers in direkter Nähe des Sees und der Bahnlinie, die wir öfters queren mussten. Geschlossene Schranken zwangen uns zu kurzen Pausen, die wir aufgrund unserer geplagten Hinterteile gerne annahmen. Wir fuhren in bei strahlendem Sonnenschein und genossen den grandiosen Blick auf den See. Bei klarer Sicht war das gegenüber liegende Ufer gut zu erkennen und sogar den startenden Zeppelin in Friedrichshafen konnten wir aus der Ferne bestaunen. Ein Blick zurück bestätigte, dass Petrus es heute gut mit uns meinte, während entlang unserer Strecke die Sonne strahlte, konnten wir deutlich den Regen sehen, der weit hinter uns, auf die bereits gefahrene Strecke hernieder prasselte. Motiviert machten wir Strecke und radelten Kilometer für Kilometer weiter bis nach Arbon. Durch die wunderschöne Allee direkt am See konnten wir schon von weitem sehen, dass dort wohl ein Volksfest abgehalten wurde. Ein Riesenrad stand direkt auf einer Landspitze und war schon gut aus der Ferne zu erkennen. Wir machten kurz an einem Schilfsstück halt und bestaunten eine Schwanenfamilie mit Ihren frisch geschlüpften Jungen in ihrem Nest. Wieder einmal bescherte uns das Radfahren unvergessliche Momente, die wir wahrscheinlich so nie zu sehen bekommen hätten. Wir fuhren weiter zum Volksfest, stiegen aus den Sätteln und schoben die Räder durch das bunte Treiben. Wir genossen die Stimmung und den verlockenden Geruch leckerer Bratwürste und Stände mit Süßigkeiten. Es war noch etwas früh für ein Mittagessen und deshalb ließen wir uns nicht verführen und radelten stattdessen weiter in Richtung Romanshorn. Romanshorn hat eine direkte Fährverbindung nach Friedrichshafen und erwartungsgemäß konnten wir dort auch das Tragflächenboot wieder sehen, welches wir am Vortag schon in Friedrichshafen gesehen hatten. Dort tobte gerade ein heftiges Gewitter mit eindrucksvollen Blitzen am mit schwarzen Wolken verhangenen Himmel. Wir freuten uns, das wir diese Strecke schon gestern bei gutem Wetter fahren konnten und dass auf „unserer“ Seite die Sonne schien. Wir radelten durch den Hafen und weiter über Uttwil, Chrüzwis, Moosburg und Rootfarb immer am See entlang und mussten bis Rootfarb insgesamt vier mal die Bahnstrecke überqueren die parallel zum Radweg verläuft. Immer wieder entdeckten wir liebevoll gepflegte Anwesen die an schönen Seegrundstücken lagen. Mal waren es große Villen mit großen Parks und eigenem Yachthafen, anderes Mal war es nur ein Wochenend-Häuschen mit Steg. Beides hatte seinen Reiz. Alles in allem war die Schweizer Seite des Bodensees lange nicht so unspektakulär, wie im Radführer beschrieben. Für den Interessierten gibt es immer etwas zu sehen und die Schweizer Seite hat auch Ihre schönen Stellen. Wir radelten nach einigen weiteren Kilometern über Seealb, Rüderbaum und Münsterlingen nach Kreuzlingen wo wir am Ortsausgang die Grenze passierten um wieder auf deutschem Boden nach Konstanz weiter zu fahren. Konstanz empfing uns mit strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Dort war gerade das Hafenfest in vollem Gange und eine Dixiband mühte sich redlich die lautstarken Geräusche der Fahrgeschäfte und Schausteller zu übertönen. Wir lauschten eine Weile und schoben die Räder entlang der Promenade zu einem schönen Café mit Außenterasse. Dort genossen wir eine schöne Tasse Kaffee und gönnten uns ein großes Stück leckeren Käsekuchen. So gestärkt waren wir noch einen Blick auf die Karten und verließen Konstanz wieder in Richtung Westen wo wir bald wieder Schweizer Terrain befuhren. Entlang des Obersees ging es über Ziegelhof, Gottlieben und Ermatingen nach Mannenbach-Saalenstein. Von dort hatten wir einen schönen Blick auf die Insel Reichenau, die wir an unserer ersten Etappe schon umrundet hatten. Der See machte an dieser Stelle eher den Eindruck eines breiteren Flusses und kündigte schon den Ausfluss des Rheines an. Zunächst wurde die Wasserfläche aber nach der Insel Reichenau noch einmal etwas breiter um dann bei Berlingen endgültig in den Rhein über zu gehen. Wer, wie wir den Rhein im weiteren Verlauf gut kennt, wird erstaunt sein, wie klar und sauber der Rhein hier ist. Türkisgrünes, klares Wasser schimmerte uns entgegen und hier und da konnte man in Ufernähe sogar größere Fischschwärme beobachten. Schöne Strandbäder bestätigten uns, das hier das Wasser noch sauber und unbelastet ist. Ein aufziehendes Gewitter mahnte uns, den Weg fortzusetzen und so radelten wir weiter über Steckborn und Seehorn nach Mammern wo wir aufgrund der Tatsache, dass das Gewitter eine andere Richtung genommen hatte, eine kurze Pause einlegten. Wir ruhten uns unter einer schönen Trauerweide direkt am Seeufer eine Weile aus und stärkten uns mit etwas Obst unserem Proviant. Die Äste der Weide hingen fast bis ins Wasser und in Ihrem Schatten konnten wir einige Fische beobachten die, wie wir, die Ruhe genossen und ohne Scheu an der Wasseroberfläche nach Insekten suchten. Wir wollten aber noch ein Stück weiter an diesem Tag und so verließen wir die Idyllen und machten uns daran die nun ansteigendes Strecke bis Stein am Rhein zu fahren. Der Weg führte uns nun durch die Weinberge auf eine höhere Trasse. Von dort hatten wir eine schöne Rundumsicht auf See, Rhein und das angrenzende Waldgebiet. Waren wir die vergangenen Tage hinsichtlich Steigungen verwöhnt worden, so mussten wir uns fortan wieder daran gewöhnen, dass die Strecke und auch wieder auf und ab ging. Den Wirtschaftswegen folgend schlängelte sich die Tour mal hoch mal runter und wir brauchten länger als wir ursprünglich dachten. Nach Echenz ging es wieder bergab an den Rhein und wir konnten in der Ferne schon Stein am Rhein erkennen. Schon bei der Überfahrt der Rheinbrücke nach Stein hatten wir schon einen ersten Ausblick auf die malerische Altstadt. Wir mussten aufgrund des Sonntag-Verkehrs absteigen und hatten somit reichlich Gelegenheit die malerische Kulisse der schönen bemalten Häuser von Stein zu bestaunen. Glücklicherweise ist die Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt. Daher konnten wir uns in aller Ruhe die schöne Stadt anschauen. Auf dem Marktplatz mit seinem schönen Rathaus spielte gerade eine Blaskapelle auf, was für uns ein schöner Willkommensgruß war. Da die tiefstehende Sonne uns mahnte wieder weiter zu fahren, kauften wir noch schnell etwas Schweizer Schokolade für die Daheimgebliebenen ein und schwangen uns wieder in den Sattel. Weiter ging es auf deutscher Seite unter drohend aufziehenden Wolken in Richtung Gaillingen. Wir mussten uns beeilen und fuhren steil bergauf durch ein Waldstück. Am Waldrand ging es wieder bergab und wir sausten unter den ersten Tropfen hindurch zu einigen rettenden Bäumen am Ortseingang von Gaillingen. Kaum dort angekommen brach ein Sturzregen los und wieder einmal hatten wir Glück und kamen trocken davon. Wir nutzten die Wartezeit zu einem Plausch mit einem älteren Paar, das wie wir mit dem Fahrrad unterwegs war und ebenso Unterstand gesucht hatte. Es stellte sich heraus, dass das Paar die Gegend gut kannte und so bekamen wir eine gute Empfehlung für eine Unterkunft in Gaillingen. Als der Regen nachgelassen hatte fuhren wir bei bewölktem Himmel auf regennassen Straßen die Serpentinen bis nach Obergaillingen hinauf. Mit letzter Kraft erreichten wir das Gasthaus zum Hirschen, stellten die Fahrräder in die Garage und orderten in der Gaststube erst einmal, wie gewohnt, ein schönes kühles Bier. Nach einer Dusche und einem deftigen Abendessen machten wir noch einen Spaziergang durch Obergaillingen und mussten in einer Bushaltestelle Schutz vor einem weiteren heftigen Regenschauer suchen. Während wir warteten kamen einige junge Fußballfans des Regionalvereins auf einem Pick-Up vorbei. Offenbar hatte ihr Verein gewonnen, denn den jungen Fans feierten trotz Regen lautstark und mit freiem Oberkörper. Wir stimmten in die Vereinshymne ein und ernteten Begeisternde Zustimmung auf Seiten der Fans. Wir bekamen eine Extravorstellung und als der Ein-Auto-Korso sich wieder in Bewegung setzte hatte auch der Regen aufgehört und wir konnten endlich unseren Weg in Richtung Gasthaus fortsetzen. Nach einem Schlummertrunk begaben wir uns müde, aber glücklich zur Ruhe und waren gespannt, was uns unser letzter Tag am Bodensee zu bieten hatte.

 

 

 

4. Etappe - Von Gaillingen nach Radolfzell - 67 km

Wir waren mit unserer Tourplanung im Winter von zwei vollen und zwei halben Tagen für die Umrundung des Bodensees ausgegangen. Am An- und Abreisetag mit dem Auto hatten wir nur jeweils einen halben Tag um Radfahren. Da wir zeitlich besser als erwartet am Vortag in Konstanz eintrafen konnten wir unseren Plan B – noch bis Schaffhausen dem Rhein weiter entlang zu folgen mit gutem Gewissen in die Tat umsetzen. Folglich starteten wir nach einem guten Frühstück von Gaillingen aus in Richtung Rheinfall. Zunächst fuhren wir schwungvoll die Serpentinen wieder hinunter und überlegten ob wir wohl ohne Kontrolle über die historische Zollbrücke auf die Schweizer Seite wechseln sollten. Die grimmig drein blickenden Zöllner sahen nicht so aus, als ob sie uns ungeschoren davon kommen lassen wollten. Da wir an diesem Tag noch beizeiten in Radolfzell ankommen wollten um wieder mit dem Auto nach Hause zu fahren verzichteten wir darauf das auszuprobieren. So blieben wir auf der deutschen Rheinseite und fuhren weiter in Richtung Schaffhausen. Der Radweg ging meist entlang der Straße oder nur abgegrenzt durch einen durchgehenden, weißen Streifen direkt darauf. Man merkte deutlich, dass dieses Teilstück nicht zum offiziellen Bodensee Radrundweg gehört. Trotzdem konnten wir bis auf wenige Ausnahmen den Radweg benutzen, was in unseren Regionen nicht immer selbstverständlich ist. Unsere Fahrt ging über Büsingen und Stemmer nach Schaffhausen. Schon am Ortseingang von Schaffhausen war der Weg zum Rheinfall gut ausgeschildert. Wir entschieden uns für den Fuß- und Radweg und wurden mit einzigartigen Aussichten dafür belohnt. Wenn man den Rheinfall auch noch nicht sehen konnte, so war er dennoch allgegenwärtig und nicht zu überhören. Die Strecke ging entlang des immer schneller fließenden Rheines durch ein idyllisches Waldstück und wand sich abenteuerlich bergauf, bergab und wir bereuten keine Mountainbikes dabei zu haben. Das eine oder andere Mal war die Strecke zu gefährlich um auf dem Rad zu bleiben und wir mussten absteigen um nicht die Böschung hinab in den Rhein zu fallen. Das gab uns Gelegenheit einen Blick nach unten ins Wasser zu werfen, wo zahlreiche Forellen im halbschattigen Uferwasser standen. Ja, der Rhein ist hier noch wirklich sauber! Noch einmal ging es etwas steiler bergauf und der Wald lichtete sich um den Blick auf den Parkplatz und das Schloss Laufen frei. Unglücklicherweise war das Schloss aufgrund Renovierungsarbeiten eingerüstet und der gesamte Fußweg bis zum Rheinfall nicht befahrbar. Wir parkten unsere Räder, nahmen die Wertsachen mit und gingen den Fußweg an Schloss vorbei in Richtung Wasserfall. Das Getöse der Wassermassen zeigte uns die Richtung. Hinter dem Schloss hatten die Bauarbeiter eine offene Gerüsttreppe für die Touristen gebaut, welche bis nach unten zur Fährstation führte. Unseren ersten Unmut hatten wir deshalb schnell vergessen, denn von der obersten Plattform dieser Treppe hatte man einen grandiosen Panorama-Ausblick über das gesamte Szenario. Überwältigt machten wir ein paar Bilder und daran die Treppe hinunterzusteigen. Dabei bemerkten wir das die gesamte Konstruktion bei jedem Schritt leicht schwankte. Also nichts für schwache Gemüter. Wir ließen uns nicht abschrecken und kamen nach einer Weile unbeschadet unten an. Auch hier war die Aussicht einzigartig. Man verstand nicht das eigene Wort aber es war spektakulär, wie dort über 500 m³ pro Sekunde 23 Meter hinabfallen. Leider wollte die Fähre an diesem Montagmorgen nicht zu uns hinübersetzen, daher konnten wir nicht noch näher an den Rheinfall heran. Wir wären vermutlich auch ziemlich nass geworden den auch knapp 200 Meter entfernt vom Wasserfall konnten wir die Gischt noch deutlich spüren. Nach ein paar Erinnerungsfotos machten wir uns an den beschwerlicheren Teil unseres Ausfluges zu Fuß. Wir kletterten die lange Treppe keuchend wieder nach oben. Außer Atem mussten wir auf halbem Weg eine Schulklasse passieren lassen, welche die Stufen regelrecht herunter spurtete. Die gesamte Treppe wackelte bedrohlich unter den schnellen Füßen der vielen Schüler, die auch nicht einen Moment daran dachten, ihr Tempo auch nur ein bisschen zu verlangsamen. Mit mulmigen Gefühl in der Magengegend kamen wir oben auf der obersten Plattform wieder unbeschadet an. Wir waren froh, diesen Moment am Rheinfall allein genossen zu haben. Wären wir eine halbe Stunde später hinabgestiegen, wäre es lange nicht so eindrucksvoll gewesen. Wir bestiegen unsere Räder um nun den endgültig letzten Teil unserer Tour anzutreten. Wir fuhren die bereits bekannte Mountainbikestrecke wieder hinunter und strampelten zügig durch Schaffhausen. Das Wetter war wechselhaft und so hielten wir mehrere Male an um die Softshell-Jacken entweder aus- oder gleich darauf wieder anzuziehen. Glücklicherweise blieb uns wenigstens der Regen erspart uns so wiesen wir unsere schmerzenden Hinterteile an noch ein bisschen Ruhe zu halten und strampelten zügig die schon am Morgen gefahrene Strecke bis Gailingen zurück. Danach ging es die ebenso gewohnte, aber dennoch nicht uninteressante Strecke bis nach Stein am Rhein. An diesem Montag war unser Ziel bis auf wenige Touristen wie leergefegt und wir hatten noch einmal Gelegenheit die Schönheit dieser Stadt auf uns wirken zu lassen. Wir machten noch einige schöne Aufnahmen und fuhren dann in Richtung Öhningen weiter. Etliche Male wechselten wir zwischen der Schweiz und Deutschland hin und her. Der Grenzübergang war meist nur ein Schild und eine hochgeklappte Schranke. Es war schon interessant, wie plötzlich und unerwartet ein Grenzübergang auf unserem Weg auftauchte. Manchmal wussten wir gar nicht so genau in welchem Land wir uns gerade befanden. Es ging bergauf bis Schienen und dann weiter durch weitläufige Waldstücke und offene Felder. Ab und zu endete der Radweg und wir mussten ein Stück Landstraße fahren. Das war aber kein Problem, da um diese Uhrzeit kaum Verkehr herrschte. Zwischen Schienen und Moos gönnten wir uns noch einmal in einem mitten im Wald gelegenen Ausflugslokal eine Tasse Kaffee und ein noch warmes Stück Apfelkuchen mit Sahne. Das Wiederaufsteigen nach unserer Kaffeepause erwies sich als reine Kopfsache. Wir entwickelten immer neue Techniken das Hinterteil möglichst schmerzfrei wieder mit dem Fahrradsattel in Berührung zu bringen. Wenn man einmal saß war alles kein Problem. Nur das Ab- und Aufsteigen... Unverdrossen rollten wir eine Weile leicht bergab aus dem Wald in die Bodensee-Ebene. Bei Moos hatten wir wieder den Bodensee-Rundweg erreicht und fuhren weiter in Richtung Radolfzell. Das letzte Stück ging wieder direkt am See und parallel zur Hauptstraße durch eine lange Pappel-Allee hindurch. Am Eingang von Radolfzell klatschten wir uns gegenseitig in die Hände und waren stolz es tatsächlich geschafft zu haben. In insgesamt etwas über 20 Stunden reiner Fahrzeit, hatten wir den gesamten See umrundet und darüber hinaus noch den Rheinfall besucht. Auf der Eisenbahnbrücke inn Radolfzell hatten wir noch eine Schnapszahl auf dem Tacho stehen: 333,33 km waren es bis dahin. Am Ende auf unserem Parkplatz am Start sollten es dann noch knappe 3 km mehr sein. Wir waren glücklich und freuten uns, dass alles so prima gelaufen war. Auch unsere Durchschnittsgeschwindigkeit konnte sich sehen lassen. Über die gesamte Tour hatten wir einen Schnitt von über 16 Stundenkilometern. Wir verstauten Gepäck und Räder im Auto und fuhren im nun einsetzenden Regen davon. Etwas wehmütig fuhren wir schweigsam die ersten Kilometer durch die, trotz schlechtem Wetter, schöne Landschaft. Es war uns klar – an den Bodensee würden wir bestimmt wieder zurückkehren. Doch unsere Traurigkeit hielt nicht lange an. Schon auf der halben Strecke überlegten wir, wo es wohl nächstes Jahr hingehen sollte.....

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