Eigentlich wollten wir in diesem Jahr den Main von der Mündung bis zur Quelle erkunden und hatten auch uns schon intensiv mit Reiseroute, Rücktransfer und Unterkunft beschäftigt, als, bedingt durch berufliche Komplikationen, die diesjährige Tour zunächst abgeblasen werden musste. Enttäuscht versuchten wir Alternativen zu finden und planten mehrere kurze Wochenendtrips, die aber leider nicht zustande kamen, weil zum einen kein vernünftiger Termin gefunden werden konnte oder einfach das Wetter nicht passte. Lediglich ein Wochenende im August war noch frei und somit die letzte Chance, dieses Jahr doch noch mal raus zukommen. Als planten wir vorerst eine Drei-Tagestour, die uns in den Odenwald führen sollte. Als der Termin kurz bevor stand, ergab sich überraschender Weise doch noch die Möglichkeit die Tour auf volle vier Tage auszudehnen. Nun hätten wir doch den Main erkunden können, da wir uns aber die Wochen vorher schon intensiv mit Odenwald und Bayern beschäftigt hatten, beschlossen wir die Mainradwegtour aufs nächste Jahr zu verschieben und eine große Runde durch vier Bundesländer zu starten. Das hatten den Vorteil, von zu Hause in Wonsheim losfahren zu können und nach vier Tagen wieder dort anzukommen.Gesagt, getan starteten wir am frühen Freitag Morgen bei mäßigen Wetter, aber angenehmen Temperaturen in kurzen Trikots von Wonsheim aus über die Landstraße nach Wendelsheim. Die uns durch viele Freitagabend-Fahrten wohlbekannte Strecke spulten wir routiniert ab und bogen in Wendelsheim rechts in Richtung Nack ab. Ein kurzes Stück bergauf und schon ging es durch das Riedertal hinauf nach Erbes-Büdesheim. Wir durchfuhren den Ort mit seinem schönen alten Ortskern und hielten uns nordöstlich in Richtung des großen Windparks, welcher gleichzeitig auch die höchste Erhöhung für den Vormittag bedeutete. Oben angekommen machten wir kurz Rast um die mächtigen Windräder aus direkter Nähe zu bestaunen und fuhren dann durch die Feldwege in Richtung Heimersheim. Es ging am Wasserhäuschen von Heimersheim über Kopfsteinpflaster steil hinunter und wir mussten aufpassen nicht vom Weg abzukommen. Vorbei am Friedhof ging es dann weiter durch Heimersheim in Richtung Bundesstraße. Nur wenige Autos waren am frühen Morgen unterwegs, daher hatten wir keine Probleme, die Straße zu benutzen. Es ging gut voran und kurz vor Albig unterfuhren wir die Autobahn und überquerten die Bundesstraße. Ein kurzer Halt an der geschlossenen Bahnschranke bescherte uns eine kurze Pause bevor wir durch Albig hindurch fuhren und auf die Hiwwelroute stießen. Diesem Radweg folgten wir bis nach Biebelnheim, wo wir wieder der Landstraße in Richtung Bechtolsheim folgten. Auf halber Strecke machten wir kurz halt um am geografischen Mittelpunkt Rheinhessens ein schnelles Foto zu machen. Nach Bechtolsheim ging es auf dem Amiche-Radweg weiter bis nach Friesenheim und durch Wiesen und Felder vorbei an Dalheim bis nach Dexheim. Von da an ging es unter Bäumen entlang eines kleinen Baches bis nach Nierstein. Zwischenzeitlich hatte es leicht angefangen zu nieseln. Es war aber noch nicht so schlimm, also fuhren wir mit kurzen Sachen weiter bis nach Nierstein, wo wir auf den Rhein stießen. Diesem folgten wir rheinaufwärts ein kurzes Stück bis zur Fähre nach Oppenheim. Da die Fähre gerade abgefahren war, nutzten wir die Wartezeit, um uns mit einem Müsliriegel und Wasser etwas zu stärken. Die Wolken wurden immer dunkler und zeigten uns den weiteren Wetterverlauf für die nächsten Stunden. Es gab immer wieder kurze Schauer. Wir trotzten beharrlich und weigerten uns zunächst noch die Regenkleidung auszupacken. Auf der Fähre plauschten wir kurz mit einer Gruppe Rentnern, die mit ihren Pedelecs unterwegs waren. Drüben angekommen traten wir kräftig in die Pedale um dem dichten Verkehr der angekommen Fähre zu entgehen. Wir fuhren ein Stück auf der Landstraße von Kornsand bis zu einer Abbiegung, wo es rechts auf dem Damm, entlang des Rheines nach Leeheim gehen sollte. Wir passierten ein schönes Strandbad und konnten uns ausmalen, wie hoch das Hochwasser der vergangen Monate gewesen war. Die Spuren waren noch deutlich zu erkennen. Wir bogen nach links ab und fuhren an großen Satelitenantennen vorbei und ließen den Riedsee links liegen. Bei trüben Wetter und Nieselregen fuhren wir durch Leeheim und dann wieder auf dem Radweg bis nach Wolfskehlen. Die Partnergemeinde unserer heimischen Feuerwehr empfing uns mit einem kleinen Industriegebiet, wo wir die Gelegenheit nutzten, eine Tasse Kaffee zu trinken und den Regenschauer abzuwarten. Nach der Stärkung ging es unter drohenden, dunklen Wolken und aufkommenden Gegenwind schnurgerade entlang der Straße in Richtung Griesheim. In Griesheim wurde der Regen dann stärker und wir mussten an einer stark befahrener Straße anhalten um die Regenkleider überzuziehen und die Pack- und Lenkertaschen wasserdicht zu machen. Nun hatten wir nicht mehr nur mit dem miesen Wetter zu kämpfen, sondern mussten noch zusätzlich auf den dichten Verkehr aufpassen. Unglücklicherweise verlief der Radweg direkt an der stark befahrenen Straße und zum Parken mussten die Fahrzeuge über den Radweg auf den zwischen Radweg und Bürgersteig gelegenen Parkstreifen. Ab und an öffnete sich schon mal eine Autotür oder ein Verkehrsteilnehmer schnitt uns, um schnell in den freigewordenen Parkplatz zu kommen. Wir fuhren vorsichtig weiter und kamen unbeschadet in Darmstadt an. Wir fuhren bei Nieselregen bis ins Zentrum überquerten den Luisenplatz und hielten kurz auf dem Marktplatz an um auf dem dort stattfindenden Markt schnell noch ein paar Vitamine in Form von Äpfel und Birnen einzukaufen. Ein kurzer Plausch mit der Marktfrau und wir konnten die Regenkleider schon wieder ausziehen. Weiter ging es quer durch Darmstadt und dann aus Darmstadt heraus durch ein kleines Villenviertel und vorbei an der Fasanerie in Richtung Dieburg. Unvermittelt auf. Wir hatten Glück, es hatte sich einer der Expander gelöst und war ins Hinterrad geraten, die Öse war sofort abgerissen zu so kam niemand zu schaden. Was alles passieren hätte können, hätte das Rad blockiert... Wir behoben den Schaden und fuhren weiter bis zu einer Bäckerei, wo wir uns mit Kaffee und Teilchen stärkten. Danach ging es weiter nach Klein-Zimmern und von dort aus auf einem unbefestigten Feldweg in Richtung Semd und Groß-Umstadt. Das Wetter hatte sich gebessert und wir konnten in der Ferne schon die Umrisse der Odenwaldes erkennen. Von Groß-Umstadt ging es dann weiter über Landstraßen und Radwege entlang eines Baches bis nach Wiebelsbach. Die Sonne hatte sich nun endgültig durchgesetzt und bescherte uns zum steilen Aufstieg das passende Wetter. Wir quälten uns den Berg hinauf und kamen zum ersten mal an diesem Tag richtig ins Schwitzen. So sehr wir uns die Sonne gewünscht hatten... Das schöne am Bergauffahren ist, irgendwann war die Stadt zu Ende und wir fanden uns, zwar noch an der Landstraße, mitten im dichten Wald wieder. Es ging leicht bergab bis zu einem großen Parkplatz in der Nähe des Steinbrücker Teichs. Dort bogen wir rechts ab und folgten dem, was Hessen an schönen Rad- und Wanderwegen zu bieten hatte. Wunderschöne Teilstücke durch dichten Wald, zum Teil unbefestigt aber doch gut ausgebaut. Vorbildlich beschildert, immer wieder unterbrochen von schönen Wiesen, die zum Picknick einluden, vorbei an kleinen Teichen und großen, alten, knorrigen Eichen. Wenn jetzt noch die Sonne scheinen würde....Leider war uns das hier nicht vergönnt. Wir fuhren weiter durch Wald und Wiesen, bis der lauter werdende Geräuschpegel uns wieder in die Zivilisation zurückbrachte. Wir radelten unter der Autobahn hindurch bis nach Roßdorf und dann über Gundernhausen bis nach Großzimmern. Kurz vor Großzimmern schreckte und lautes Knacken vom Hinterrad kommt man oben an und es geht dann meist auch wieder genau so lange herunter. Wir sausten bergab bis wir wieder auf die Landstraße in Richtung Höchst stießen. Dort setzten wir bergab und mit Schwung unsere Fahrt fort. Wir durchfuhren Ober-Nauses und Schloß Nauses und kamen aus dem Wald heraus nach Höchst. Dort versuchten wir vergeblich noch einen Platz in der Jugendherberge in Burg Breuberg zu bekommen. Leider war diese komplett ausgebucht. Auch das spontan angefahrene Kloster hatte leider nichts mehr frei. Wir waren froh, dass wir mittels mobilem Internet und Google schnell eine Pension gefunden hatten und radelten frohgemut bergauf zu unserer Unterkunft Pension Waldblick in Höchst. Diese befand sich in einer Sackgasse direkt am Wald. Wir stellten unsere Räder unter, schnappten unsere Packtaschen und nahmen erst mal eine Dusche. Danach machte sich unser Hunger bemerkbar und wir spazierten frisch geduscht und zu Fuß zurück zu einem griechischen Restaurant mit schöner Sonnenterasse, welches wir schon auf dem Weg zu Pension bemerkt hatten. Dort angenommen servierte uns der Wirt Vasili erst einmal das, nach 108 km verdiente, Feierabendbierchen und danach einen riesigen Vorspeisenteller für zwei. Auch beim restlichen Essen ließ er sich nicht bitten, alles aufzutischen, was der Grill hergab. Wir kamen schnell ins Gespräch und erzählten von unseren Touren. Die Gäste am Nachbartisch waren auch sehr interessiert und so verbrachten wir ein paar schöne Stunden bei einem Wahnsinnswetter auf der beschirmten Sonnenterasse. Es war noch früh am Abend, als wir wieder zurück zur Pension aufbrachen, aber der Tag steckte uns doch in den Knochen. Vasili kredenzte uns noch einen Ouzo und dann machten wir uns auf den Weg. Wir machten noch einen kleinen Verdauungsspaziergang in den an unsere Pension grenzenden Wald und ließen den Abend mit einem Schmucker Bier aus dem Pensionskühlschrank auf unserer Terasse ausklingen. Zufrieden gingen wir ins Bett und freuten uns schon auf die neue Etappe am nächsten Morgen.
Am nächsten Morgen starteten wir nach einem großzügigen Frühstück in unserer Pension bei schönem Wetter in Höchst zu unserer nächsten Etappe, die uns an diesem Tag zum Main, und über den Berg zum Neckar führen sollte. Es war noch frisch am Morgen, aber trotzdem starteten wir mit kurzen Hosen und fuhren zunächst bergab durch Höchst um dann in der Stadtmitte nach rechts in Richtung Breuberg abzubiegen. Zuvor deckten wir uns am Ortsrand von Höchst im nächsten Supermarkt noch mit Wasser für die Fahrt ein. Danach radelten wir entlang der Straße bis nach einigen Kilometern rechts der Radweg begann, dem wir bis Breuberg folgten. An der Kreuzung vor Breuberg bogen folgten wir nicht dem ausgeschilderten Radweg, sondern bogen links in den alten Ortskern von Breuberg ab. Breuberg ist ein kleines Fachwerkstädtchen, mit malerischem Marktplatz und einer schönen Burg die hoch auf dem Berg über den kleinen Ort wacht. Auf dem Marktplatz zeugt das Marktkreuz mit Schwert und Kreuz von den Marktrechten des Dorfes und erinnert gleichzeitig daran, was dem Ruhestörer drohte, wenn er den Marktfrieden störte. Oberhalb von Breuberg gibt es den Galgenberg, wo die letzte Hinrichtung schon eine Weile zurückliegt. Es muss wohl eine Zigeunerin gewesen sein, wie uns ein älterer Dorfbewohner bereitwillig erklärte als wir ihn nach dem Weg fragten. Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir weiter und stießen am Ortsausgang auf einen Skulpturenpark mit witzigen Metallfahrrädern, Holz und Steinkunstwerken, die am Rande des Radweges auf ihre Betrachter warteten. Wir ließen es uns nicht nehmen, einige Fotos zu schießen. Einen vorbeikommender Rentner mit Hund konnten wir überreden ein Foto von uns zu schießen. Leider war dieser mit der neuen Technik völlig überfordert und hielt das Display der Digitalkamera ganz dicht ans Auge. Es war klar, das dieses Foto wohl nichts wurde, zumal der Hund, den alten Mann zwischenzeitlich komplett mit der langen Leine gefesselt hatte und dieser drohten umzufallen. Wir bedankten uns brav, warten bis der nette Herr außer Sichtweite war und machten noch eine Aufnahme mit dem Selbstauslöser. Weiter ging es über eine Straße, die nicht als solche erkennbar war, sondern eher wie ein gut ausgebauter Radweg aussah. Wir fuhren nebeneinander und wunderten uns zuerst, was plötzlich das Auto auf dem Radweg sollte, was uns da gerade entgegen kam. Die Straße war gesäumt von Apfel- und Birnbäumen und das reife Obst ragte uns entgegen. Ab Rosenbach wurde aus der Straße dann doch noch ein Radweg und wir fuhren eine weile neben der Hauptraße entlang, bis wir dann nach rechts abbogen und durch eine Naturschutzgebiet radelten. Hier gab es inmitten des hohen Schilfes eine Beobachtungsstation für die vielen Wasservögel, die wir zwar hören, aber nicht sehen konnten. Weiter ging es bis Hainstadt, wo wir nach rechts abbogen und durch Wiesen und Wald bis nach Mömlingen fuhren. Dort ging es durch ein kleines Industriegebiet und eine Wohnsiedlung bis wir rechts ein ein Tal mit auf beiden Seiten bewaldeten Hängen und saftigen Wiesen einbogen. In der Ferne wurden die Hänge flacher, was darauf hindeutete, dass der Main nicht mehr weit war. Wir fuhren noch durch Eisenburg und stießen dann bei Obernburg endlich auf den Main. Fortan bewegten wir uns auf dem Mainradweg und somit auf einem Teilstück, was wir ursprünglich auch geplant hatten. Der Main hieß uns mit einem kräftigen Gegenwind willkommen und wir stellten schnell fest, dass wir, sollten wir im nächsten Jahr hier fahren, die Tour umgekehrt planen sollten. Das Wetter war heiter bis wolkig und wir fuhren zwischen Bundesstraße und Main bei heftiger Geräuschkulisse und einigem Radgegenverkehr in Richtung Wörth. Die Menge der entgegenkommenden Radfahrer bestätigte uns in unserer Planung für das nächste Jahr. Kaum einer war in die gleiche Richtung unterwegs wie wir. In Wörth ging es dann etwas näher an den Main, wir durchfuhren endlose Campingplätze mit gelben Nummernschildern und mussten dann in Trennfurth über die Brücke auf die andere Mainseite wechseln. Dort ging es dann über Rollfeld weiter und hier zeigte der Mainradweg erstmals seinen Charme: Saftige Wiesen, Wald und die nähe zum Fluss mit hervorragenden Radwegen und super beschildert. So machte es richtig Spaß und wir spulten bei leichtem Gegenwind Kilometer um Kilometer herunter bis wir dann in Großheubach über die Brücke wieder auf die andere Seite fuhren um dann unserer erstes Ziel Miltenberg zu erreichen. Wir fuhren über eine historische Kopfsteinpflasterbrücke nach Miltenberg hinein und hielten uns in Richtung historische Altstadt. Da gerade ein Fest im Gange war, konnten wir viele Einheimische in Trachten bestaunen. Auch das große Riesenrad der Messe war schon von weitem zu sehen. Wir fuhren zunächst langsam über das Kopfsteinpflaster der Altstadt um dann abzusteigen und ab dem Marktplatz mit seinen schönen Fachwerkhäusern zu schieben. Wir bestaunten das Hotel Riesen, bekamen überraschen noch einige Einblicke ins kleinste Theater der Welt, dem Theater Lilli Chapeau, wo der Chef gerade dabei war alles für die neue Saison umzubauen. Nach einem netten Plausch mit diesem sympathischen Mann schoben wir unsere Räder wieder zurück in die Altstadt und ließen uns unweit des Marktplatzes, in einem Straßencafe nieder und stärkten uns mit Kaffee und Streuselkuchen. Es war hochinteressant dem bunten Treiben zuzuschauen. Bunt gemischt schoben sich Touristen, Einheimische in Tracht und eine Hochzeitsgesellschaft durch die enge Gasse. Wir machten uns wieder auf den Weg, und verließen Miltenberg durch das Stadttor und die historische Brücke und bogen nach links in Richtung Amorbach ab. Zuerst fuhren wir noch ein Stück durch das Industriegebiet von Miltenberg bevor wir endgültig dem Main den Rücken kehrten und uns daran machten den Main-Neckarradweg in Richtung Eberbach zu folgen. Es ging über Breitendiel und Weilbach durch saftige Wiesen und durch ein Tal, aber uns war klar, dass wir, wenn wir an den Neckar wollten, ganz bestimmt über den Berg auf die andere Seite mussten. Bis Amorbach verlief die Strecke noch relativ flach mit der einen oder anderen Ansteigung um sich dann hinter Amorbach erst sanft, dann immer steiler in den Wald zu winden. Teilweise unbefestigt und leicht feucht ging es zum Teil etwas beschwerlich voran um dann immer wieder die mühevoll erklommene Höhe zum Teil wieder hinab zu fahren. Kurz nach Buch ging es dann kontinuierlich nach oben. Mal mehr, mal weniger aber immer bergauf. Zunächst noch durch Wiesen und Felder vorbei an saftigen Weiden mit Kühen und dann in den dichten Wald mit hohen Fichten und bemoosten Rändern. Wenigsten waren die Radwege asphaltiert und erlaubten uns ein gutes Vorankommen. Immer dann, wenn man glaubte, nach der nächsten Kuppe hätte man den Gipfel erreicht, ging es ein Stückchen geradeaus oder nur leicht bergauf um dann wieder noch etwas höher anzusteigen. Irgendwann, mitten im Wald stießen wir unvermittelt auf ein Ortsschild, welches uns den Ortseingang von Mudau versprach. Aber vom Ort sollten wir noch lange nichts sehen. Kurioserweise hat man hier wohl die Ortsgrenze markiert, aber bis zum Ort selbst waren es noch einige steile Kilometer durch den Wald. Aber wie schon voran stehend erwähnt, hat jeder Berg ein Ende und so kamen wir zunächst in die Waagerechte und dann aus dem Wald heraus und nach Mudau. Die Sonne hatte sich hinter dichten, dunklen Wolken versteckt und aus der Ferne drohte mit Blitz und Donner ein Gewitter. Wir beeilten uns nach Mudau hinein zufahren und suchten Schutz in einem Eiscafe. Dort wollten wir mit einem kühlen Getränk das Gewitter abwarten, so der Plan. Nachdem aber nach einer halben Stunde das Gewitter noch immer nicht entschieden hatte sich hier vor Ort zu entleeren, machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung Eberbach. Am Ortausgang von Mudau tankten wir noch einmal Wasser in einem Supermarkt und fuhren dann vorsorglich mit Regenkleidung weiter, da nun doch die ersten Tropfen fielen. Wir waren nur ein paar Kilometer weit gekommen, da öffnete der Himmel hemmungslos alle Schleusen. Wir waren innerhalb weniger Minuten klitschnass. Wir verließen den Radweg und traten kräftig in die Pedale um auf der, zum Glück, wenig befahrenen Landstraße schnellstmöglich Eberbach als Tages-Endziel zu erreichen. Nun ging es uns wie zuvor im Wald. Nach jeder Steigung die wir uns mühsam hinauf gequält hatten hofften wir auf die ersehnte lange Abfahrt. Irgendwann musste sie doch kommen. Stattdessen ging es immer wieder bergauf. Alles wäre halb so schlimm gewesen, wenn wenigstens jemand mal den Wasserhahn abgestellt hätte. Pustekuchen! Wir suchten Schutz unter hohen Bäumen. Dort war es zunächst trocken, aber nach 10 Minuten Dauerregen war auch die letzte trockene Stelle überschwemmt. Missmutig fuhren wir weiter bergauf, mal ein Stückchen geradeaus oder tatsächlich mal kurz bergab, aber nur um gleich darauf doppelt so lange wieder bergauf zu fahren. Langsam kroch die Nässe auch durch die Regenkleidung und was noch nicht nass war, wurde aufgrund der Anstrengung nun von innen feucht. Keuchend erreichten wir nach gut 18 km Wasserschlacht das Örtchen Waldbrunn / Strümpfelbrunn. Wir retteten uns in das Bus-Wartehäuschen am Ortseingang. Nach Eberbach waren es noch mindestens weitere 15 nasse Kilometer. Wir beschlossen hier eine Unterkunft zu suchen und trockneten die nassen Hände ab um wenigstens das Smartphone bedienen zu können. Tante Google bescherte uns als ersten Treffer die Pension Haus Odenwald und blendete praktischer Weise auch gleich die Telefonnummer ein. Ein kurzer Anruf und der nette Chef des Hauses erklärte uns den kurzen Weg zur Pension. Dort angekommen kam uns der nette Chef schon in Küchenkluft entgegen und öffnete uns die Tür zum alten Pferdestall, damit wir dort unsere Räder unterstellen konnten. Bereitwillig bot er an, dass seine Frau gerne unsere nassen Sachen in den Trockner werfen könnte und zeigte uns unser Zimmer. Wir hatten es gut getroffen, den zusätzlich bot der nette Wirt an, für einen Aufpreis von 10 Euro auf den Zimmerpreis noch eine Halbpension hinzuzufügen und schwärmte uns vor, was er heute Abend alles anbieten wollte. Erfreut stimmten wir zu und gönnten uns erst mal eine warme Dusche. Nun ging es uns etwas besser. Wir trafen im Gastraum ein und nahmen auf einer gemütlichen Eckbank Platz. Das nachfolgende Feierabendbierchen hatten wir uns heute mehr als verdient. Das Essen wurde serviert und der Wirt ließ sich wirklich nicht lumpen. Ständig wurden wir gefragt ob alles ausreichend sei. Und er hatte nicht zu viel versprochen denn es war reichlich und zudem auch sehr gut. So gut, dass ein Verdauungsspaziergang nach dem Essen unumgänglich war. Es hatte endlich aufgehört zu regnen und uns fiel das Plakat im Bus-Wartehäuschen wieder ein. Demnach sollte heute Feuerwehrfest in der Gemeinde sein. Grund genug, die Gemeinde einmal kennen zu lernen. Wir machten einen kleinen Rundgang und bestaunten die schöne Kirche des Ortes, sowie die Vielfalt an Geschäften und Unternehmen. Obwohl dieser Ort, etwa die Größe unseres Heimatortes hatte waren etliche Geschäfte, eine Fahrschule, eine Bank sowie Ärzte und einige Gaststätten angesiedelt. Im Vergleich gibt es bei uns nur noch eine Gaststätte und einen Bäcker. Der Regen stieg im Nahen Wald als Wolken auf und bescherte eine atemberaubende Ansicht im letzten Tageslicht. Wir kamen auf dem Feuerwehrfest an und gesellten uns zu den Leuten. Nach einem weiteren frischen Schmucker vom Fass machten wir uns auf den Rückweg und gingen müde zu Bett. Wir hofften, dass Petrus uns morgen besser gesinnt sein wollte und schliefen schnell ein.
Am nächsten Morgen wurden wir durch das Glockengeläut der nahen Kirche, die zur Morgenandacht rief geweckt. Der erste bange Gedanke galt dem Wetter. Die Prognose war nicht vielversprechend, der Blick aus dem Fenster auch nicht. Grau in grau, aber es regnete zumindest nicht. Nach der Morgentoilette trafen wir uns im Gastraum. Kaffee, frische Brötchen, selbstgemachte Marmelade und alles was des Radlers Herz sonst so am Morgen erfreut stimmten uns gnädig. Wir ließen uns viel Zeit mit dem Frühstück und diskutierten, wie weit wir wohl trocken kommen sollten. Der Wirt gab uns noch einen Tip für einen Weg bis nach Eberbach, wir bedankten uns für die Gastfreundschaft und sattelten unsere Drahtesel. Nicht sehr motiviert radelten wir los und schlugen den Weg ein, den der Wirt uns empfohlen hatte. Im Nu sausten wir steil bergab durch den Wald. Die Strecke war asphaltiert und wir erreichten Höchstgeschwindigkeiten über 60 km/h. Aber wir mussten auch aufpassen, denn die Abfahrt war gespickt mit Blättern, Ästen und ohnehin noch regennass. Da war sie, unsere langersehnte Abfahrt auf die wir gestern so gehofft hatten. In nicht einmal zehn Minuten war Eberbach in Sicht. Direkt an den ersten Häusern stand bereits ein Bootstrailer mit einem schönen großen Boot. Der Neckar konnte nicht mehr weit sein. Weitere fünf Minuten später waren wir mitten in Eberbach. Wir warfen einen kurzen Blick auf die Altstadt und das Hotel Karpfen, was eigentlich unsere gestrige Unterkunft hätte werden sollen. Wir waren ziemlich alleine, denn bei diesem Sch.... Wetter waren nur Hundebesitzer zwangsweise unterwegs. Wir überquerten den Neckar, diskutierten kurz in welche Richtung wir weiterfahren mussten und entschieden uns dann richtig für die Flussrichung. Diese sollte uns zunächst nach Heidelberg führen. Wir fuhren am Neckarufer teils durch Wiesen oder Wald auf gut ausgebauten oder auch auf unbefestigten Strecken die zum Teil schwierig zu befahren waren. Das Wetter machte auch nicht den Anschein, dass es besser werden wollte. Es war ein richtiger Herbsttag im August. Das Gebiet war kaum besiedelt und so waren Ortschaften eher die Ausnahme. Wir fuhren kilometerweit, bis sich mal ein paar Häuser zeigten. Wir durchfuhren Pleutersbach und kamen an der Ersheimer Kapelle an. Ein sehr schönes Bauwerk das auf jeden Fall einen kurzen Aufenthalt wert ist. Die Kapelle liegt inmitten eines kleinen Friedhofes am Neckarufer und ist in sehr gutem Zustand. Weiter ging es nach Hirschhorn. Dort gibt es eine Schleuse und einen grandiosen Blick auf die Altstadt mit Burg und Karmeliterkloster. Im Sonnenlicht wären das noch viel bessere Fotos geworden. Aber egal, schön ist es trotzdem. Wir radelten wieder einige Kilometer durch den nassen Wald bis wir dann auf der Höhe von Neckarsteinbach kurz innehielten um die drei Burgen auf der gegenüberliegenden Seite zu bestaunen. Danach zeigten wir uns wieder einmal von der besten Seite und halfen einer jungen Radlerin, das Fahrrad wieder flott zu bekommen. Die junge Dame hatte aufgrund eines Schleifgeräusches angehalten und wusste sich nicht mehr zu helfen. Das Problem war schnell gefunden, eine Schraube vom Gepäckträger war verloren gegangen und das ganze Teil hin nun ziemlich schief am Rad. Wir fixierten das Teil notdürftig und verabschiedeten uns von der dankbaren Osteuropäerin. Wir radelten weiter nach Neckargemünd und hatten plötzlich den Radweg verloren. Egal, wir fuhren einfach am Neckar weiter, durch einen endlosen Campingplatz bis zu einer Straßensperre, wo es definitiv nicht mehr weiter ging. Eine Sackgasse. So ein Pech! Also den ganzen Weg wieder zurück und ein Stück über die befahrene Straße bis wir endlich den Radweg wiederfanden. Wir fuhren aus Neckargemünd heraus und folgten dem Radweg der direkt an der stark befahrenen vierspurigen Bundesstraße verlief. Wir erreichten Schlierbach, einen Vorort von Heidelberg. Von dort an fuhren wir oberhalb des Neckars entlang der Bahnstrecke durch ein kleines Viertel mit mehr oder minder schönen Villen. Zudem hatte die Bahn auch am heutigen Sonntag die Arbeiten an Gleis und Trasse nicht eingestellt und wir mussten einige Male um Bagger oder Radlader herumgondeln. Die Bauarbeiter überlegten wohl, wer wohl das schlechtere Los gezogen hatte, am Sonntag zu arbeiten oder bei diesem Wetter eine Radtour zu fahren. Wir waren überzeugt, davon, dass wir das bessere Los gezogen hatten und fuhren beharrlich an der Straße entlang bis zur Schleuse von Heidelberg. Kurz danach bogen wir links ab und durchfuhren das Historische Stadttor der Universitätsstadt. An der Akademie der Wissenschaften angekommen machten wir vor der Kulisse des Schlosses auf der Anhöhe kurz Rast und schauten den vielen asiatischen Touristen zu, die mit allen Mediageräten dabei waren Bilder, auch von uns, zu machen. Auch wir taten es Ihnen gleich und schossen ein paar Aufnahmen, schoben aber unsere Räder wieder weiter durch die Fußgängerzone auf der Suche nach einem Cafe. Wir wurden etwas abseits fündig und rasteten in einem französischen Cafe in einer Seitenstraße. Mit einer großen Tasse Kaffee und einer Apfeltasche sowie einer Schinkenquiche ließen wir es uns gut gehen. Gestärkt betraten wir wieder die Straße und da war er wieder, unser Freund der Regen. Also wieder alles wasserdicht verpacken, Regenjacke raus und weiter. Wir verließen Heidelberg durch weniger schöne Wohngegenden und Industriegebiete. Ein paar mal mussten wir anhalten und den Weg mit dem Navi auf dem Handy neu bestimmen, bis wir dann einem Studenten aus der Stadt folgten, der mit einem alten, klapprigen Fahrrad, lautstarke Geräusche machend, vor uns herfuhr. Es ging über Kirchheim, Rohrbach und Leimen bis nach Sandhausen und von dort aus endlich wieder in einen Wald. Dort war es zumindest von oben erst mal trocken und der Kontrast zu den vorangegangen Ortschaften gewaltig um nicht zu sagen eine Wohltat. Nein, schön ist anders. Wir fuhren auf nassen Sandwegen durch den Wald und fraßen Kilometer. Vereinzelt waren nur ein paar ganz harte Jogger bei diesem Wetter nicht vom Laufen abzubringen. Ja, nur die Harten kommen in den Garten. Der Wald wurde lichter und wir hatten einen schönen Blick auf die Mercedestribüne des Hockenheimringes. Noch ein Stückchen weiter und wir standen vor dem Motodrom. Ein paar schnelle Bilder und dann rasch die Kamera wieder wasserdicht verstaut, denn nun legte Petrus den zweiten Gang der Regenmaschine ein. Es regnete, nein es schüttete wie aus Kübeln. Wir versuchten den Wassermassen mit mitgebrachten Mülltüten, die wir überzogen zu trotzen und fuhren weiter in Richtung Hockenheim. Die Strecke zog sich. Dennoch fiel uns die schöne Kirche von Hockenheim ins Auge. Wer kennt die schon, wo doch die ganze Welt nur auf den Ring schaut? Im strömenden Regen ging es durch die Wiesen in Richtung Speyer und kurz vor Speyer entlang der Hauptstraße bis zur Rheinbrücke. Wir quälten uns über die Brücke bis ein Klingeln von hinten uns bestätigte; Wir sind nicht allein so verrückt. Ein Pulk Rennradfahrer überholte uns auf dem engen Radweg der Brücke und die waren ebenso nass wie wir. Auf der anderen Rheinseite angekommen retteten wir uns in ein Cafe am Dom. Klitschnass setzten wir uns an einen Tisch und bestellten uns beim argwöhnisch blickenden Kellner eine große Tasse Kaffe und ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte. So sah die Welt schon gleich wieder freundlicher aus. Wir überlegten, wie es weitergehen sollte, es war ja erst 15:00 Uhr und wir hätten noch zwei Stunden fahren können. Ein Stück mit dem Zug bis nach Bad Dürkheim oder Neustadt? Zu umständlich, da die Bahn diese Strecke über Karlsruhe führt. Weiterfahren? Lieber nicht, wir sind nass genug. Hierbleiben? Wohin? Die Jugendherberge in unmittelbarer Nähe war eine Option. Wir riefen kurz an und hatten Glück. Es gab ein letztes Zimmer. Wir radelten wie begossene Pudel die paar Kilometer weiter und trafen komplett nass dort ein. Der nette Empfangschef hatte Mitleid mit uns und schloss für uns sogar den Heizungskeller auf, damit wir dort die nassen Sachen aufhängen konnten. Die Jugendherberge war schön, und nach einer heißen Dusche setzten wir uns an die Bar um nun mal von innen heraus etwas feucht zu werden. Nach unserem traditionellen Feierabendbierchen wagten wir noch mal den Versuch, die nähere Umgebung zu erkunden. Es gab hier einiges was man hätte machen können. Strandbad mit Strandbar, Technik-Museum oder Sealive Center. Wir liehen uns einen Schirm aus und stapften durch das nasse Gras in Richtung Rhein. Nein, es war nicht einladend heute. Wir gingen wider zurück und beschlossen es uns in der Jugendherberge gemütlich zu machen. Nach ein paar Runden Tischkicker und Flipper war dann auch Abendessenzeit. Wir wurden regelrecht verwöhnt, diese Herberge stand einem 4 Sterne Hotel in keinster Weise nach. Das Essen war hervorragend und reichlich. Wir lernten einen netten Lehrer kennen, der sich als Pensionsgeschenk selbst eine Fahrradtour bis nach Teneriffa geschenkt hatte und hatten auch reichlich Gesprächsstoff. Später gesellten wir uns nach dem Essen wieder an die Bar, wo weitere nette Leute, die ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs waren, ein paar nette Geschichten auf Lager hatten. Es wurde ein kurzweiliger Abend mit netten Leuten, tollen Geschichten und erst spät am Abend machten wir uns auf in unsere Etagenbetten. Trotz der Regenschlacht war es doch noch ein schöner Teilabschnitt unserer Tour geworden. Die Prognose für den nächsten Tag lautete 92 % Regenwahrscheinlichkeit, daher beschlossen wir die ursprüngliche geplante Etappe gegen den direkten Heimweg einzutauschen. Es waren auch ohne den Ausflug in die Pfalz noch über 90 km und die können sich ziehen, wenn es regnet.
Die ganze Nacht über, war das stetige Tröpfeln und Plätschern deutlich zu vernehmen gewesen, doch mit dem ersten Morgengrauen hörte es endlich auf zu regnen. Der Blick aus unserem Jugendherbergszimmer
ließ dennoch keine Euphorie aufkommen. Dichter, grauer, wolkenverhangener Himmel, die Straßen noch von der Nacht regennass ließen uns erahnen, was uns heute bevorstand. Erst einmal zogen wir die Betten
ab, packten unsere Sachen und gingen zum Frühstück. Allem voran, das war so ziemlich das feudalste Frühstück, dass wir je in einer Jugendherberge vorgefunden haben. Mediterrane Köstlichkeiten wie
gebackene Auberginen, Salat mit Schafskäse und eine Platte mit Antipasti, sowie frische Melonen stachen aus dem ohnehin üppigen Büffet mit allen erdenklichen Sorten Wurst und Käse heraus.
Wir genossen die angebotenen Köstlichkeiten in vollen Zügen. Wenn wir zum Vergleich an das Frühstück, letztes Jahr in der Jugendherberge in Metz dachten.... Nach ausgiebigem Schlemmen zahlten
wir dann unseren Aufenthalt, packten unsere Räder und zogen schon einmal vorsorglich das Regenequipment über. An der Fahrradhalle der Jugendherberge fanden wir noch ein besonderes Schmankerl,
ein Automat, aus dem man Fahrradschläuche in den gängigsten Größen ziehen konnte. Super, so etwas hatten wir auch noch nicht gesehen. Wir fuhren los und passierten das Technikmuseum.
Wir hielten uns rechts und fuhren durch die nassen, knirschenden, unbefestigten Radwege, vorbei am Dom und den Überresten des am Vortag ebenfalls ins Wasser gefallenen Mittelalterfestes
vorbei aus der Stadt. In der Ferne zeigte sich schon die bekannte Rheinbrücke von Speyer, auch Golden Gate der Pfalz genannt. Ein am Wegrand gelegener Supermarkt bot die Gelegenheit noch schnell
Wasser zu tanken und ein paar Halsbonbons zu besorgen. Die Wasserschlacht vom Vortag hatte wohl doch noch ein paar Nachwirkungen. Weiter ging es bei trüben Wetter auf gut ausgebauten Radwegen
in Richtung Norden, immer der Heimat entgegen. Wir fuhren am Naherholungsgebiet mit Badeseen vorbei und radelten unter der Autobahn hindurch. Noch folgte der Radweg der Hauptstraße oder war
zumindest sehr nahe daran. Nach ein paar Kilometern bogen wir nach links ab und fuhren durch den so genannten Gemüsegarten der Pfalz, vorbei an Otterstadt bis nach Waldsee. Über all Gemüse,
Zwiebeln, Radieschen und Lauch. Es roch wie auf dem Wochenmarkt nach frischen Zutaten für eine deftige Gemüsesuppe. Wir durchquerten Waldsee und fuhren nach Neuhofen und Limburgerhof. Die Kulisse
hatte wenig Veränderung. Meist Gemüsefelder auf der linken Seite und auf der rechten Seite war allgegenwärtig die Silhouette der Chemischen Fabriken der BASF zu erkennen. Schade, dass wir
aufgrund der Wetterlage nicht den ursprünglichen Weg radeln konnten. Der wäre bestimmt reizvoller gewesen. Weiter ging es über Maudach nach Oggersheim. Dort genehmigten wir uns erst einmal
eine schöne Tasse heißen Kaffee und ein Stück Pflaumenkuchen. Ab und zu nieselte es wieder mal ein wenig, aber immer so viel, dass wir uns nicht trauten, die Regensachen auszuziehen,
obwohl die Feuchtigkeit langsam von innen kam. Wir fuhren aus Oggersheim heraus und bogen auf dem Radweg nach links ab. Nach einer weile kamen wir an eine Baustelle. Hier wurden gerade
Baumaterialien abgeladen und es gab kein vorbeikommen. Also wieder zurück und die Baustelle auf der Hauptstraße
großräumig umfahren. Danach ging es wieder auf den Radweg, der durch eine
Kleingärtner-Kolonie entlang eines kleinen Baches führte. Der nasse, unbefestigte Untergrund knirschte unter unseren Rädern und hängte sich langsam, aber sicher an alle beweglichen Teile.
Die Schaltung wollte nicht mehr exakt schalten und beim Bremsen knirschte es drohend. Es ging über Studernheim bis nach Frankenthal. Dort waren die Wege besser, aber auch stark befahren,
zumal diese immer entlang der Straßen gingen. Wir fuhren am Randbereich von Frankenthal durch das Industriegebiet und folgten stur der vom Navigationsgerät vorgeschlagenen Route. Zu sehen
gab es ohnehin nichts interessantes, also strampelten wir vor uns hin um ein paar Kilometer zu fressen. Es ging aus Frankenthal heraus, über Beindersheim und Heuchelsheim bis zum Ortseingang
Dirmstein. Dort bog die Strecke nach rechts ab und führte bergauf durch Felder und Weinberge. Wir radelten keuchend teils richtig steile Passagen hinauf. Ab und an mussten wir sogar absteigen
und schieben. Oben angekommen ging es nach links weiter durch bereits geerntete Felder auf denen aber noch so viele Kartoffen, Radieschen oder Zwiebeln lagen, dass man der örtlichen Tafel problemlos
große Freude bereiten hätte können. Wir trafen auf die Landstraße und bogen rechts ab, sausten den Berg wieder hinunter und kamen nach Offstein. Dort war am Barbarossa Radweg ein Rastplatz für Radler und Wanderer eingerichtet. Wir nutzten die Gelegenheit zu einem kleinen Päuschen und stärkten uns mit Müsliriegel und Wasser. Danach ging es weiter, wieder bergauf, über Hohensülzen und wieder hinab nach Monsheim. Von dort wieder bergauf und durch die Felder bis
nach Flörsheim-Dalsheim. Das Wetter schien nicht besser werden zu wollen und da sich bei
der kurzen Überprüfung der Route mit dem Navigationsgerät herausstellte, das dieses uns kreuz und
quer durch die Weinberge schicken wollte, beschlossen wir abzukürzen und der Landstraße zu folgen. Es ging nun etwas zügiger voran, auch wenn wir die eine oder andere Steigung zu bezwingen
hatten. Einmal waren es sogar 17 %, die uns zum absteigen und schieben zwangen. Wir folgten der Landstraße über Ober-Flörsheim bis nach Flomborn. Am Ortseingang lockte ein Supermarkt mit Bäcker
zur Pause. Wir gönnten uns etwas herzhaftes und eine Tasse Kaffee, bevor wir wieder auf die Räder stiegen und vorbei an Dintesheim und Eppelsheim bis nach Alzey fuhren. Hier kannten wir uns
wieder aus und fuhren quer durch die Stadt, vorbei an den Berufsschulen, wo gerade der Nachmittagsunterricht zu Ende war, am Krankenhaus vorbei, den Berg hinauf bis zum Ortschild, wo wir rechts
wieder auf den Radweg in Richtung Heimersheim abbogen. Es ging wieder ein gutes Stück bergauf, und bei der anschließenden Talfahrt fuhren wir auch wieder unter der Autobahn hindurch.
Wir durchquerten den kleinen Ort und fuhren am Friedhof vorbei in Richtung Wasserhäuschen, wo uns der steile Aufstieg mit Kopfsteinpflaster wohl bekannt war. Wir machten keine Experimente uns
schoben unsere Räder den Berg hinauf. Oben angekommen fuhren wir durch den Windpark vom Anfang unserer Tour bis nach Erbes-Büdesheim und durch den Ort hindurch in Richtung Riedertal. Es hatte
wieder angefangen leicht zu nieseln und wir beeilten uns durch das Tal hinab zu sausen. Unten
angekommen fuhren wir durch Wendelsheim den Bahnberg hinauf und konnten beim Verlassen des Ortes schon
den Wonsheimer Kirchturm in der Ferne sehen. Wir mobilisierten die letzten Reserven und radelten zügig die Landstraße entlang bis nach Wonsheim. Wir waren wieder zuhause und freuten uns auf
unsere Familien. Alles in allem war diese Tour zwar geprägt von schlechtem Wetter, aber dennoch landschaftlich sehr reizvoll. Natürlich spielt immer das persönliche Empfinden eine große Rolle,
daher wäre die Tour bestimmt ein paar Punkte schöner gewesen, hätte das Wetter uns mit Sonne verwöhnt. Trotzdem waren wir zufrieden mit unserer Strecke, die ja auch so manches schöne Teilstück
für uns bereit gehalten hatte. Wieder einmal ging eine Tour zu Ende und wir können es kaum abwarten, im nächsten Jahr zu neuen Abenteuern zu starten.
© 2013 Strampelmuse