2025 – Wolfgang´s Geburtstagstour...

Es gab mal wieder einen runden Geburtstag, und was wünscht man sich da als StrampelMuse? Richtig, eine schöne Tour mit allem Drum und Dran. Und da das schönste am Radfahren das Bier nach der Tour ist, war mein Geschenk, denn ich war dieses Mal der Glückliche, eine Tour zur Lahn mit Besichtigung einer zünftigen Brauerei geschenkt.

Viel Spaß beim Lesen...

 

1. Etappe - Wonsheim – Löhnberg (74 km / 320 Hm)

In aller Frühe machten wir uns mit den ersten Sonnenstrahlen an einem noch ziemlich frischen Morgen Ende Mai auf den Weg, der uns von Zuhause zunächst zum Bahnhof nach Bad-Kreuznach führte. Es war noch ruhig auf den Straßen und wir hatten den Radweg für uns alleine. Dieses Mal fuhren wir auch das erste Mal auf einer Tour mit unseren E-Bikes die wir bislang nur zu Trainingszwecken oder im Alltag benutzt hatten. Wir waren gespannt, wie sich die Bikes auf der Tour bewähren würden und wie sich die Reichweite der Akkus mit ordentlich Gepäck verändern würde.

Im Worstcase hätten wir es ganz schön schwer, denn auch ohne Gepäck waren die Räder deutlich schwerer, als das von Jochen, der als einziger von uns mit dem Bio Bike unterwegs war. Aber er wollte das so und er ist ja auch deutlich jünger als der Rest von uns. Auf dem Bahnsteig war noch wenig Betrieb. Das würde sich spätestens in beim Umsteigen in Frankfurt ändern. Es war heute Feiertag, genauer gesagt Christi-Himmelfahrt, also auch Vater- oder Herrentag. Wir hatten einen der ersten Züge gebucht weil wir in der Regionalbahn keine Fahrradmitnahmegarantie hatten und an diesem Tag sicherlich viele Radler die Gelegenheit für eine kurze Tour nutzen würden. Wie erwartet, war nach zwei Zwischenhalten der Zug restlos voll. Es wurden keine Fahrgäste mit Rädern mehr hereingelassen.

Das führte natürlich zu einigen Diskussionen zwischen dem Bahnpersonal und den abgewiesenen Radfahren, leider ohne Erfolg. Angesichts der vollen Bahnsteige in Frankfurt befürchteten wir das Schlimmste, wurden aber an unserem Abfahrts-Bahnsteig angenehm überrascht. An die Lahn wollte wohl heute sonst keiner und so hatten wir das Fahrradabteil quasi für uns alleine. In Limburg angekommen begrüßte uns die Domstadt mit einem wolkenverhangenen Himmel und den ersten Tropfen. Wir behielten die Regenjacken erst einmal an und fuhren auf der Suche nach dem Radweg durch die Stadt. Schon bald stießen wir am Fuße des Limburger Domes auf den Radweg. Und an einen schönen Biergarten, der sich gerade für den Ansturm der vielen durstigen Väter rüstete. Ein kurzer fragender Blick in die Runde, - überall zustimmendes Nicken. Was solls, schließlich war heute Vatertag. Da konnten wir uns doch bestimmt angesichts des trüben Wetters einen kleinen Motivationsschub gönnen. Kurzer Hand parkten wir die Räder und bestellten drei Helle.

So ging die Radtour mit Bierprobe schon mal gut los. Wir setzten uns unter einen Biergartenschirm und schon zeigte sich der Himmel in schönstem Grün. Gut gelaunt setzten wir unsere Radreise fort und fuhren entlang der Lahn in Richtung Dietkirchen. Zunächst ging es am dichtbewachsenen Ufer der Lahn entlang. Die Räder knirschten auf dem feuchten, unbefestigten Untergrund aber wir kamen gut voran. Es ging vorbei an Eschhofen und durch den Wald lugten immer wieder mal die Sonnenstrahlen. Schon bald lockte der nächste Biergarten zur Einkehr, aber den ließen wir besser aus und fuhren weiter durch die schöne Landschaft. Gedankenverloren radelten wir durch Wald und Wiesen und merkten gar nicht, das wir uns immer weiter von der geplanten Strecke entfernten. Irgendwann kam uns das merkwürdig vor und wir drehten nach einem Blick auf die Karte wieder um. Also die ganze Strecke wieder zurück zur Lahn. Zu allem Überfluss fing es dann auch noch an zu regnen. Wir näherten uns wieder Dietkirchen und hatten einen schönen Blick auf die ehemalige Stiftskirche St. Lubentius am Westufer der Lahn. Diese Kirche war bis ins 13. Jahrhundert die bedeutendste Kirche des Lahngaus Wir überfuhren die Kurt-van-der-Burg-Brücke und waren endlich auf der geplanten Strecke. Viele nutzten den freien Tag für eine Kanutour und so war an den Anlegestellen mächtig Betrieb. Kurze Zeit später erreichten wir Runkel mit seiner schönen, mittelalterlichen Burg, die erstmalig im Jahre 1159 erwähnt wurde, sie bestimmt auch heute noch zusammen mit der alten Lahnbrücke das Stadtbild von Runkel. Die Brücke wurde um das Jahr 1440 durch Dietrich IV. von Runkel errichtet und ist eine der ältesten Brücken an der Lahn. Weiter ging es flussaufwärts entlang der Lahn.

Schon bald erreichten wird den Bodenstein Felsen mit dem König Konrad Denkmal. Das 1894 errichtete Denkmal steht auf dem (Bodensteiner Ley) über der Lahn bei Villmar. Wir kamen an der Schleuse Villmar vorbei. Dort ließen sich einige Kanufahre ebenso wie wir, die Laune vom Wetter nicht vermiesen. Bei Villmar querten wir die Lahn über die 1895 fertiggestellte Marmorbrücke. Die Brücke ist aus Lahnmarmor gefertigt. Diese Form von Marmor der überwiegend in dieser Region gewonnen wurde hat es zu Weltruhm gebracht. Neben dem Sockel des Gutenberg-Denkmals in Mainz, wurde dieser Marmor auch für die Wandverkleidung im Foyer des Empire State Buildings und im Nürnberger Goldenen Saal für Wand und Boden verwendet. Wir fuhren durch den Campingplatz Gräveneck mit dem imposanten, roten Backsteinturm der bis etwa 1965 der Erzaufbereitung diente. Heute findet man dort Rezeption und Sanitäranlage des Campingplatzes. Bei trübem Wetter folgten wir nun der Lahn auf der rechten Seite. So langsam machte sich der Hunger bemerkbar und wir steuerten zielstrebig auf einen der bekanntesten Rastmöglichkeiten an der Lahn zu. In der Lahntalschänke bei Willi wollten wir eine Kleinigkeit essen und die Beine ein wenig ausruhen. Bis dahin war es aber noch ein Stück, also war durchhalten angesagt. Unterwegs überholten wir einige Male Männergruppen, die wohl das gleiche Ziel hatten. Uns wurde wieder bewusst, was heute für ein Tag war und hofften bei Willi noch einen Platz zu bekommen. Wir hatten Glück und es wurde gerade etwas frei. So konnten wir eine leckere Currywurst und ein Vatertagsbierchen genießen,

bevor wir uns wieder auf den Weg machten. Unsere Hartnäckigkeit hatte sich ausgezahlt. Endlich ließ sich auch die Sonne blicken. Nun machte es gleich noch mehr Spaß und wir genossen jeden Kilometer. Kurz vor Weilburg hatte die Sonne genug von uns und verabschiedete sich für den Rest des Tages. Schon von weitem war das Weilburger Schloss zu erkennen. Das Schloss steht etwa 40 Meter über der Lahn und wird von ihr zu zweidrittel umflossen. Diese einmalige Lage war ausschlaggebend für den Bau der Anlage die fast die Hälfe der Weilburger Altstadt bedeckt. Das 1590 erbaute Hochschloss zählt zu den am besten erhaltenen Renaissanceschlössern in Hessen und hat einen gepflegten Schlossgarten. Eine Weitere Kuriosität findet man ebenfalls in Weilburg. Hier werden neben dem Autoverkehr auch die Bahn und sogar der Schiffsverkehr durch separate Tunnel geführt. In dieser Konstellation haben wir das bislang noch nicht gesehen. Wir erreichten unser Etappenziel Löhnberg und fuhren an Schleuse und Mühle vorbei. Schade die Schleusenkneipe hatte geschlossen. Hier hatten wir bei unserem letzten Besuch ein leckeres Weilburger Weißbier getrunken. Darauf hatten wir uns als Zieleinlaufgetränk schon die letzten Kilometer gefreut. Das musste aber nun noch warten. Über die schmale Hängebrücke ging es wieder auf die andere Seite und man konnte kurz auf die Lahnburg schauen. Wir hatten unser Etappenziel erreicht und freuten uns auf ein leckeres Abendessen und das eine oder andere Vatertagsbierchen zum Abschluss. Wir wurden nicht enttäuscht und auch die Ebikes hatten die Strecke problemlos gemeistert. Die Akkus waren sogar noch über halbvoll. Nun standen sie sicher in der Garage und luden für die nächste Etappe auf.

 

 

 

2. Etappe - Löhnberg - Bad Laasphe (70 km / 810 Hm)

Nach einem leckeren Frühstück in unserer Unterkunft machten wir uns wieder auf den Weg, der uns heute durch die Ausläufer der Rothaargebirges über Dillenburg bis nach Bad Laasphe führen sollte. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen radelten wir gutgelaunt zunächst über die Landstraße bis nach Biskirchen, wo wir dann wieder auf dem Radweg, abseits des Verkehrs die Tour in vollen Zügen genießen konnten. Die Strecke folgte einer alten Bahnroute durch einen herrlichen Wald leicht bergauf. Die Sonne schickte Ihre warmen Strahlen durch den dichten Blätterwald und tauchte die Strecke in herrliche Grüntöne. Oben angekommen hatten wir einen herrlichen Blick in die Weite des Naturparks Lahn-Dill-Bergland. Wir hatten gute Laune und es gab einiges an der Strecke zu bestaunen. Sogar ein Indianerlager konnten wir entdecken. Zum Glück sind wir nicht am Marterpfahl gelandet.

Bei so viel Platz können sich die Kühe mit Ihren Kälbern richtig wohlfühlen. Und bei den Ziegen gab es nix zu meckern. Schade, dass dies nicht überall so sein kann. Die Strecke führte an Holzhausen vorbei und ging über Greifenthal und Katzenfurt bis nach Edingen. Wir hatten den Weg für uns alleine und fuhren durch Wiesen und Felder, vorbei an Pferdekoppeln und mit erstem Mohn gespickten Getreidefeldern. Nicht weit von uns zog die Dill, langsam und gemächlich durch Ihre Schleifen. Bald erreichten wir Herborn, das leider 1987 zu trauriger Berühmtheit kam als dort ein Tankwagen verunglückte und ausbrannte. Entlang der Dill fuhren wir durch die Stadt und erreichten bald auch die Oranienstadt Dillenburg. Von der Brücke aus hatten wir einen schönen Blick auf das Dillenburger Schloss aus dem Jahre 1520 mit seinem schon von weitem sichtbaren Wilhelmsturm und auf das schöne Archiv-Gebäude. Wir fuhren in die mit schönen Fachwerkhäusern gesäumte Fußgängerzone und fanden ein gemütliches Eiscafé, wo wir im Außenbereich in der der Sonne sitzen konnten. Nach einer kurzen Stärkung fuhren wir weiter und bestaunten die schönen Trachten der einiger Passanten. Weiter ging es entlang der Landstraße auf einem gut ausgebautem Radweg immer in Sichtweite eines kleinen Flüsschens.

Es ging bergauf und abseits der Straße machte sich ein neuer Farbton bemerkbar. Überall blühten die gelben Ginsterbüsche und präsentierten sich als herrliche Farbtupfer in der Landschaft. Bei Steinbrücken stießen wir wieder auf die Landstraße entlang derer wir, vorbei am schönen Hammerweiher, leicht bergauf bis nach Mandeln folgten. Immer wieder zog uns der blühende Ginster in den Bann. Es roch herrlich und an dem frischen Gelb konnten wir uns gar nicht satt sehen. In Mandeln wechselten wir auf die wenig befahrene Landstraße und fuhren bergauf bis wir kurz vor Fischelbach wieder nach rechts auf einen Radweg abbiegen konnten. Dieser führte uns wieder durch den Wald und am blühenden Ginster vorbei. Die Wege waren teils unbefestigt aber dennoch gut befahrbar. Wir kamen auf einer Anhöhe kurz vor Hesselbach aus dem Wald heraus und pausierten kurz um die schöne Landschaft zu bewundern. Dann sausten wir bergab durch Hesselbach und auf der Landstraße bis zur Abzweigung, wo der Radweg wieder ausgeschildert war. Ab hier ging es wieder auf phantastischen Radwegen durch die dicht bewachsenen Ausläufer eines kleinen Berghanges. Wir kamen gut voran und machten ordentlich Strecke. Eine fiese Rampe mit 15% Steigung bremste uns aus. Wir hatten selbst mit der Unterstützung der EBikes ordentlich zu kämpfen und kamen ganz schön ins Schwitzen. Jochen blieb mit seinem Biobike nichts anderes übrig als abzusteigen und den Berg hinauf zu schieben. Oben angekommen ging es wieder etwas flotter weiter und wir hatten eine tolle Aussicht auf das Tal und die atemberaubende Landschaft. Es ging vorbei an der Ortschaft Banfe und entlang eines kleine Baches der ebenso heißt bis nach Herbertshausen und Laaspherhütte.

Kurz darauf erreichten wir unser Etappenziel Bad Laasphe. Kurz vor unserer Unterkunft fanden wir einen herrlichen Biergarten, wo erst einmal einkehrten um die örtlichen Hopfenspezialitäten zu testen, bevor wir an einer Führung durch die Brauerei mit Bierprobe teilnehmen durften. Die Hauptattraktion des Abends begann am Gasthaus zur Sonne, hier hatten wir bei einer anderen Tour schon einmal übernachtet und die Spezialität des Hause eingehend getestet. Damals stand ein Schild am Eingang, dass eine „kleine Bierprobe“ bewarb. Wir ließen uns das damals nicht zweimal sagen und bestellten drinnen dann 2 x die „kleine Bierprobe“ aber bitte in groß! Da wir etwas zu früh waren, konnten so schon einmal in aller Ruhe das Außengelände der der Bosch Brauerei erkunden. Nach kurzer Wartezeit startete die Führung, wo es direkt auch schon mal die Erzeugnisse zu probieren gab. Unser Guide hatte reichlich Fachkenntnis und vor allem den richtigen Humor. Wir hatten jede Menge Spaß und lernten einiges über das Brauhandwerk. Natürlich kamen auch die Gaumenfreuden nicht zu kurz, denn wir konnten den Gerstensaft in jeder Fertigungsstufe probieren. Es war einfach ein Traum für jeden Bierliebhaber. Wer bitte schön durfte sich denn schon mal direkt aus den Edelstahlbehältern ein frisches Bier zapfen? Die Produktionsanlage war in unterschiedlichen Farben beleuchtet. Ob das einen Einfluss auf die Fertigung hatte, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen, aber sah gut aus. Und natürlich wird für dieses Bier nur Wasser aus der Lahntalquelle verwendet. Okay, hier im Lager war es recht kühl aber was in den Tanks lagerte, sollte für einige Zeit reichen. Trotzdem ist die gesamte Jahresproduktion dieser Brauerei gerade einmal so viel, wie die großen Brauereiketten am Tag produzieren. Nach der Führung ging es noch einmal in die Braustube. Dort ließen wir den Abend zusammen mit unserem Guide bei einem leckeren Essen und weiteren Brauhausspezialitäten ausklingen.

 

 

 

3. Etappe - Bad Laasphe - Gießen (84 km / 430 Hm)

Trotz des erhöhten Bierkonsum am Vorabend waren wir früh auf den Beinen und topfit. Wir hatten hervorragend geschlafen und um den Morgen perfekt zu machen fehlte nur noch ein ordentliches Frühstück. Aber zunächst machten wir noch einen kleinen Abstecher auf das Brauereigelände um ein schönes Abfahrtsfoto zu schießen. Danach stärkten wir uns mit einem leckeren Frühstück im Außenbereich einer Bäckerei in Bad Laasphe. Das Wetter war herrlich und so strampelten wir aus Bad Laasphe heraus und am Lager der Boschbrauerei vorbei, was uns direkt wieder an die Führung am Vortag erinnerte. Wir nahmen Kurs auf Marburg, was wir spätestens zur Mittagszeit erreichen wollten.

Den Radweg hatten wir für uns alleine, es war Wochenende und um diese Uhrzeit waren nur ein paar Hundebesitzer schon unterwegs, die verschlafen mit Ihren Vierbeinern auf der ersten Gassirunde waren. Laut Navigationsgerät folgte der Radweg entlang der Lahn. Die war hier oben in der Nähe der Quelle aber nur ein kleines Bächlein, da wir nur ab und an zu Gesicht bekamen. Vorbei an schönen Fachwerkhäusern und über historische Brücken flogen unsere Räder geradezu durch den frischen Morgen.

Bei Wallau war die Lahn schon etwas breiter und wir hielten auf einer schönen Brücke an um ein paar Aufnahmen mit der Drohne zu machen. Einige Mutige hatten sich bei diesem schönen Wetter sogar schon zum Baden in die Lahn getraut. Wir fuhren weiter, erst einmal weg von der Lahn über eine Steigung von der wir einen schönen Ausblick zurück in Richtung Rothaargebirge hatten. Immer wieder kreuzte der Radweg die Lahn und so fuhren wir in Fließrichtung immer mal rechts oder links von ihr. Von Überquerung zu Überquerung wurde sie immer ein wenig breiter. Wir ließen Biedenkopf mit seinem schönen Schloss aus dem 12. Jahrhundert links liegen und fuhren durch Wiesen und Auen, vorbei an Storchennestern bis nach Sterzhausen. Am Ortseingang lockte eine bequeme Bank zum Ausruhen. Diese Gelegenheit nahem wir dankbar an und streckten uns einen Moment in der Sonne aus. Ein Müsliriegel und ein Schluck aus der Trinkflasche stärkten uns für die Weiterfahrt. Dabei stellten wir wieder einmal fest, dass Wasser erst richtig gut schmeckt, wenn es vorher durch eine Brauerei geflossen ist. Nach Goßfelden ging der Radweg entlang der Bahnlinie, die am heutigen Samstag nahezu ausgestorben war. Schnurgerade strampelten wir über den Radweg durch Wiesen und Felder bis nach Cölbe.

Danach fuhren wir vorbei an Wehrda und entlang der Lahn. Die Strecke war sehr abwechslungsreich und nie langweilig. Die Radwege waren durchweg gut ausgebaut und bescherten uns immer wieder schöne Ausblicke. Ob grüne, blühende Landschaften oder auch schöne Fachwerkdörfer oder historische Gebäude. Manchmal aber auch auf kurioses, es wahr schon interessant, was man alles so am Wegrand entdecken konnte. Am Eingang von Marburg wurden wir von schönen Grafitys begrüßt. Es waren richtige Kunstwerke, nicht dieses Geschmiere, das man leider fast überall ertragen muss. Bald hatten wir Blick auf Schloss und Altstadt. Hier war schon etwas mehr los und wir fuhren durch den dichten Verkehr in Richtung Altstadt. Es ging steil bergauf und oben angekommen schoben wir die Räder durch die schönen Gassen. Seit dem 13. Jahrhundert hat Marburg Stadtrechte. Die Altstadt liegt zu Füssen des Landgrafenschlosses. Zu den sehenswertesten Gebäuden zählt ganz klar das schöne Rathaus aus dem 16. Jahrhundert, direkt am Marktplatz gelegen mit Glockenspiel und Kunstuhr. Zur vollen Stunde bewegt Justitia die Balkenwaage, der Tod dreht das Stundenglas und der Wächter bläst seine Trompete während der Hahn auf der Spitze mit den Flügeln schlägt. Wir stärkten uns mit Kaffee und Kuchen für die Weiterfahrt. Drohendes Donnern in der Ferne mahnte uns, die Mittagspause nicht zu sehr auszuweiten und so schoben wir aus Marburg heraus und fanden gerade noch rechtzeitig einen Unterstand unter einer Brücke, bevor der Himmel die Schleusen öffnete. Das Sommergewitter dauerte nicht lange an und wir konnten wieder weiter fahren. Es ging über Argenstein und Roth, vorbei an Bellnhausen bis nach Staufenberg. Die Wege waren zunächst noch nass, trockneten aber schnell ab und unter blauem Himmel kämpften wir gegen den aufkommenden Gegenwind an. Die Fahrt ging durch Wiesen und Felder vorbei an schönen Fachwerkhäusern. Es war kaum etwas los auf den Radwegen und so konnten wir unsere Aufmerksamkeit ganz der schönen Landschaft widmen.

Nach Sichertshausen ging die Strecke unter einer Bahnlinie durch. Die breite Durchfahrt war überflutet mit den Ebikes wollten wir nicht durch das tiefe Wasser. Also durch die niedriege Fußgängerunterführung und schon konnte es wieder weiter gehen. Über eine schöne Sandstein-Brücke querten wir erneut die Lahn und fuhren in Richtung Staufenberg weiter. Hier wollten wir einen alten Bekannten von Jochen besuchen und hofften auf eine kleine Erfrischung in Form eines Geste-Hilfe-Sets, welches wir bei ansteigenden Temperaturen gut gebrauchen konnten. Zuvor ging es noch durch die Wiesen, vorbei an Odenhausen und einer schönen Mühle und dann querten wir erneut die Lahn auf der Höhe der Kanuanlegestelle. Schon Bald konnten wir Staufenberg mit seiner Burg aus dem 12. Jahrhundert in der Ferne sehen. Die Aussicht auf eine kühle Erfrischung spornte uns an. Zunächst mussten wir noch die Steigung bis zum Ort überwinden. Aber danach hatten wir uns eine kleine Abkühlung verdient. Nach einem kleinen Plausch auf der Terrasse von Jochens altem Bekannten und einem kühlen Bier mit toller Aussicht ging die Fahrt wieder weiter. Wir überquerten bei Ruttershausen erneut die Lahn und fuhren durch Lollar bis nach Gießen zum Bootshaus. Dort machten wir noch einmal eine kurze Pause im Biergarten und mit Blick auf die Lahn. Donnern ermahnte uns zum Aufbruch und wir fuhren durch die Lahnanlagen bis zu unserer Unterkunft. Nach dem Duschen ging es zum Abendessen in die Stadt und danach gönnten wir uns im Hotel noch einen kleinen Schlummertrunk.

 

 

 

4. Etappe - Gießen - Wonsheim (100 km / 500 Hm)

Wir hatten ausgiebig gefrühstückt und waren relativ früh an diesem Sonntag auf der Strecke. Es hatte die ganze Nacht geregnet und auch die Aussichten für Heute waren alles anderes als gut. Aber zumindest regnete es bei unserer Abfahrt in Gießen noch nicht und es sah vorerst auch nicht danach aus. Ein letzter Blick zurück und schon fuhren wir auf regennassen Straßen durch ein nahezu ausgestorbenes Gießen. Wir bogen links nach der Brücke auf den Radweg ab, der ab hier direkt an der Lahn entlang ging. Die ausgeschilderte Route führte aber nach wenigen Kilometern von der Lahn weg und folgte einer Bundesstraße.

Das gefiel uns nicht so sehr und deshalb verließen wir die Fern-Radstrecke und fuhren durch die Lahnaue bei Dutenhofen wieder zurück auf den Lahnradweg. Ab hier war es deutlich schöner, die Vögel zwitscherten und wir konnten in der Ferne einige Storchennester sehen. Entlang der Lahn ging es weiter über die am frühen Sonntag noch menschenleeren Wege. Viele Wasservögel lagen noch auf den Wegen oder putzten am Rand ihr Gefieder. Sogar Eisvögel konnte man bewundern. Die Lahn lag eben und glatt und der Himmel spielgelte sich in schönem Blau nur unterbrochen durch blütenweiße Wölkchen. Die Temperaturen waren angenehm und es roch herrlich. Das Schilf bewegte sich keinen Milimeter, wir hatten also auch keinen Wind. Selbst von der nahen Autobahnbrücke waren fast keine Verkehrsgeräusche zu vernehmen. Wir passierten schön gepflegte Schrebergärten und strampelten durch Alleen. So konnte es gerne weitergehen. Als wir Goethestadt Wetzlar erreichten nahmen die Wolken zu und es schien so, als würde der Wetterbericht am Ende doch noch Recht behalten. Das wäre sehr schade. Wir durchfuhren die menschenleere Colchesteranlage am Lahnufer in Wetzlar und fanden uns schnell auf der alten Lahnbrücke wieder, wo die Wasserorgel eine Exklusivvorstellung für uns Strampelmusen gab.

Die sieben bogige Lahnbrücke aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert überspannt die Lahn auf über 100 m und führt direkt in die sehenswerte Altstadt und zum Dom. Der Dom sieht bei näherer Betrachtung recht unfertig aus, was einer katastrophalen Finanzkrise Ende es 14. Jahrhunderts geschuldet war. Es fehlten schlichtweg die Gelder um ihn, wie geplant, fertig zu stellen. Wir waren alleine auf der Brücke und nutzen diese seltene Gelegenheit um sie mit der Drohne auch einmal von oben zu betrachten. Als die Glocken des Domes zum Kirchgang läuteten erinnerte uns das an unseren Zeitplan und wir verließen Wetzlar durch ein Stück der schönen Altstadt und strampelten auf die andere Seite der Lahn zurück. Noch war es trocken und wir konnten auf Regenjacken verzichten. Die Radstrecke ging mal durch Wiesen und Felder und mal entlang der Lahn. Wir fuhren über Oberbiel bis nach Burgsolms. Dort fanden wir den Riesennagel wieder, den wir auf einer früheren Tour an die Lahn schon bewundert hatten. Hier wurden Erinnerungen wach. In der Ferne wurde es immer dunkler und ein Blick auf das Regenradar verschaffte uns Sicherheit. Wir würden heute definitiv nicht trocken davon kommen. Wir kreuzten mehrmals die Lahn über Brücken und es gab tatsächlich auch noch ein paar optimistische Kanutouristen, die sich vom dunklen Himmel nicht abschrecken ließen und tapfer dem Regen entgegen paddelten. Bei Stockhausen machte der Radweg eine enge 180° Wendung. An sich kein Problem, zumal der entgegenkommende Radler uns mit unseren Packtaschen gesehen hatte und kurz anhielt um uns vorbei zu lassen aber nach der Brücke wurde es dann doch noch mal eng, weil an diesem Morgen wohl keiner wirklich mit Gegenverkehr rechnete.

In Biskirchen angekommen prasselte dort der lang angekündigte Regen los. Wir retteten uns erst einmal in den Eingangsbereich einen Supermarktes und warteten dort das schlimmste Unwetter ab. Es dauerte, wir vertrieben uns die Zeit mit einem Müsliriegel und etwas Wasser, das leider vorher nicht durch die Brauerei geflossen war. Als der Regen etwas nachließ und es in Fahrtrichtung wieder etwas heller wurde, fuhren wir mit Regenjacken und Gepäcküberziehern weiter. Vorbei am Karlssprudel Abfüllbetrieb ging es bei Nieselregen auf nassen Straßen bis nach Löhnberg. Dort angekommen hatten wir noch einmal einen schönen Blick auf die Laneburg. Nach kurzer Wartezeit am Bahnübergang führen wir erneut, aber dieses Mal in die andere Richtung über die bereits bekannte, enge Hängebrücke und vorbei an Schleuse und Mühle. Ab hier folgten wir der gleichen Route, auf der wir auch auf der ersten Etappe von Limburg bis Löhnberg unterwegs gewesen waren. Nur halt in die Gegenrichtung. Erneut ging es wieder vorbei am Weilburger Schloss und mit wieder etwas mehr Regen die gleiche Strecke weiter in Richtung Runkel. Obwohl wir die Strecke schon von der Hinfahrt her kannten, waren es aus dieser Perspektive immer wieder neue Ansichten. Zeitweise hörte es auch komplett auf zu regnen und wir konnten sogar die Jacken wieder ausziehen. Kalt war es ohnehin nicht, aber der feuchte Boden schaffte es trotzdem uns zu durchnässen, weil die Räder das Wasser nach oben warfen. Das gute an solchem Wetter ist, dass sonst keiner verrückt genug ist, sich aufs Rad zu trauen. Wir hatten den Weg wieder einmal für uns. Teilweise brach der Himmel etwas auf und man hätte meinen können, dass gleich die Sonne wieder scheinen würde. Als wir über die Brücke in Villmar fuhren, sahen wir, dass der blaue Himmel doch noch zurückkehren würde. Plötzlich sah man wieder unsere Schatten auf dem Radweg. Die Sonne tat gut und wir konnten sogar noch mal die Drohne starten um ein Stück dieser schönen Passage einzufangen. Kaum war die Sonne draußen kamen uns auch wieder erste Radler entgegen. In Runkel schoben wir über die schöne Lahnbrücke und genossen noch einmal die Aussicht auf die schöne Burg.

Weiter ging es vorbei an Steeden und Dehrn bis nach Dietkirchen in Dehrn hatten wir bei blauem Himmel eine tolle Aussicht auf die Burg und ihren 34 Meter hohen Bergfried aus dem 13. Jahrhundert. In Dietkirchen grüßte uns St. Lubentius vom Herrenberg herab. Leider war die schöne Kirche wieder mal eingerüstet , trotzdem ist sie herrlich anzuschauen. Kurz vor Limburg hatten wir noch einmal gegen einen kräftigen Gegenwind zu kämpfen. Aber so kurz vor dem Ziel konnte uns das nicht mehr aufhalten. Es ging noch unter der Brücke der Autobahn A3 hindurch und schon konnten wir den Dom zu Limburg auf der linken Seite des Radweges erkennen. Beide Türme waren ebenfalls eingerüstet und wurden wohl restauriert. Von der alten Lahnbrücke aus hatten wir ein herrliches Panorama auf den Dom mit seinen sieben Türmen. Auf der Brücke war gerade ein Flomarkt und so schoben wir die Räder durch die Passanten. Wir fuhren durch die schöne Altstadt mit beeindruckten Fachwerkfassaden, durch enge Gassen und vorbei an herrlichen Einkehrmöglichkeiten. Wir hatten leider etwas die Zeit im Nacken und fuhren weiter zum Bahnhof der uns heute mit besserem Wetter begrüßte. Fast ohne Aufenthalt konnten wir direkt das leere Fahrradabteil in Beschlag nehmen und schon wenig später rollten wir wieder durch unser geliebtes Radwanderland Rheinhessen mit seinen 1.000 Hügeln, unendlichen Weinbergen und Feldern.



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