Nach 5- stündiger Anfahrt mit dem Auto konnte es dann endlich am frühen Nachmittag losgehen. Die Strecke führte uns von Holzkirchen über Wangau und Gmund bis zum Tegernsee und dann weiter bis nach Kreuth.
Das Wetter war, entgegen der Vorhersage, sonnig und warm. Der Regen verschonte uns bis zum Etappenziel. So konnte es gerne weiter gehen.
Vorbei am schönen Tegernsee und bei einer kurzen Rast in einer schönen Straßenwirtschaft, genossen wir ein goldgelbes Tegernseeer Helles, welches mit der Sonne buhlte, ob es wohl die schönere in gelbe Farbe hatte. Aufgrund der langen Anreise blieb es heute nur bei einer kleinen Tour. Morgen haben wir etwas mehr Zeit und wollen bis Innsbruck kommen.
Nachdem wir die Jugendherberge erreicht hatten, blieb noch etwas Zeit, da die Rezeption nicht besetzt war. So nutzten wir die Gelegenheit und bedienten uns aus dem gut sortierten Kühlschrank.
Als wir auf unsere erste Etappe anstießen, fing es leicht an zu nieseln. Aber das war uns jetzt egal, wir waren angekommen und hatten alles richtig gemacht.
Rums...., da kam ein Ball geflogen und schmetterte die Kamera, die auf dem Tisch lag zu Boden. Einen kurzen Schreckmoment lang dachten wir, das wäre das Ende unserer Videoaufnahmen. Oh nein, bitte nicht schon am Anfang der Tour...
Zum Glück, hielt die Actioncam das, was in der Werbung großmundig versprochen wird und bis auf einen kleinen Kratzer am Schutzglas des Objektivs war nichts passiert. Die beiden Jungs, denen der Ball gehörte, waren darüber mindestens genau so froh, wie wir und beteuerten unablässig, dass dies keine Absicht gewesen wäre.
Die beiden gehörten zu einem Knabenchor der ebenfalls in der Jugendherberge untergebracht war. Den ganzen Abend konnten wir dem Chor noch beim üben zuhören und auch darüber hinaus, trällerten die Kinder noch über die Probe hinaus bei jeder Gelegenheit weiter.
Auch wenn das nicht unbedingt unserem Musikgeschmack entsprach, waren wir trotztdem erfreut, dass es auch noch Kinder gibt, die sich dafür begeistern können und nicht nur noch am Handy oder der Spielkonsole sitzen.
Wir haben den Abend, nach einem herzhaften Abendessen in unserer sehr empfehlenswerten Jugendherberge, mit einem hopfenhaltigen Kaltgetränk ausklingen lassen und gingen aufgeregt, was der neue Tag bringen würde in unsere Stockbetten.
Nach einem üppigen Frühstück in unserer Jugendherberge starteten wir unsere zweite Etappe in Richtung Innsbruck.
Über gut ausgebaute Waldradwege führte uns die heutige Tour mal bergauf und mal bergab durch herrliche Landschaften in Richtung Österreich.
Bald erreichten wir den Achensee der sich flaschengrün und kristallklar in das Tal schmiegt.
Wir fuhren den kompletten See bis nach Murach, wo wir eine Kaffeepause einlegten.
Frisch gestärkt passierten wir den Gleisverlauf der historischen Schmalspurbahn, die wir mehrfach bewundern konnten und sausten dann die steile Abfahrt ins Inntal hinunter.
Dannfolgten wir dem Inn bis nach Innsbruck. Leider mussten wir 20 km vor dem Etappenziel doch noch die Regenjacken auspacken. Wir stellten uns unter einen Baum und zogen die Jacken drüber. Plötzlich radelte ein junger Mann zu uns unter den Baum, voll bepackt und klitschnass, rief er uns zu:
"What a beautifull weather"; Wir entgegneten, dass er das wohl aufgrund seiner Sprache wohl gewohnt sei. Er lachte und fuhr nach einer kurzen Unterhaltung weiter in Richtung Campingplatz weiter, wo er die Nacht verbringen wollte. Er hatte in den letzten zwei Wochen seit seinem Start in Nordschweden schon 4.500 km hinter und noch über 2.000 km vor sich. Da war er wohl schon schlimmeres gewohnt. Wir beneideten Ihn ein wenig, freuten uns aber doch insgeheim auf ein trockenes Bett in unserer gebuchten Unterkunft.
Der Regen folgte uns bis zu unserem Hotel in Innsbruck und auch bei der Stadtbesichtigung am Abend konnten wir leider nicht auf Regenschirme verzichten.
Wir suchten Schutz in einem griechischen Restaurant und stillten dort erst einmal Hunger und Durst. Nach einer Weile ließ der Regen nach und wir machten noch einen Abstecher auf das Innsbrucker Fischvergnügen am Inn, was dort gerade auf dem Marktplatz abgehalten wurde. Auch dort mussten wir uns wieder unterstellen und vor dem Regen schützen. Zum Glück bot hier gerade ein Bierstand mit einem breiten Vordach Schutz an.
Manchmal soll es einfach so sein.
Auf dem Heimweg konnten wir noch einen Absacker für die Unterkunft aus dem Kühlschrank einer Dönerbude erstehen und machten uns im Regen zurück zum Hotel auf. Morgen sollte es über den Brenner gehen, hoffentlich würde Petrus ein einsehen mit uns haben...
Heute stand die Königsetappe unserer Tour an. Es ging von Innsbruck über den Brenner bis kurz vor Sterzing, Wir folgten dem Wipptalradweg und der Via Romana Germanica. Das waren zwar nur 56 km, aber die hatten es mit über 1.100 Höhenmetern in sich.
Zunächst ging es durch Innsbruck hindurch, wo schon reichlich Verkehr herrschte obwohl die Stadt gerade erst erwachte. Vorbei an der Bergiselschanze mussten wir mehrmals die starkbefahrene Zugangsstraße zum Brenner kreuzen und erreichten schließlich den ersten, ernstzunehmenden Aufstieg des Tages.
Gemeine Rampen mit bis zu 15 % Steigung und teilweise über die engen, stark befahrenen Passstraßen. Manchmal fuhren die Autos so dicht an uns vorbei, dass wir das eine oder andere Mal schon ganz schön am Rudern waren.
Hier würden wir nicht empfehlen, diese Strecke zu nehmen, aber bislang gibt es noch keine Alternative. Es gibt zwar eine Initiative für einen Radweg, aber das wird wohl noch lange dauern.
Wir quälten uns die nassen Straßen hoch, mussten immer wieder absteigen, weil weil es auf der Straße einfach zu gefährlich war und der Verkehr hinter uns in stocken kam. Endlich hatten wir dieses Teilstück bis Igls geschafft und es ging wieder etwas ruhiger über weniger befahrene Straßen und nun auch Wirtschaftswege weiter bergauf. Trotz der Steigung war es hier angenehmer zu fahren und so langsam ließ sich auch ab und an die Sonne blicken.
Hatten wir schon relativ früh die dicken Regenjacken im Gepäck gegen leichtere Windjacken getauscht, konnten wir auch nun diese wieder im Gepäck verstauen. Wir erreichten Matrei am Brenner und wurden auf der Suche nach etwas Süßem und einem Verlängerten in einer Filiale eines Supermarktes fündig.
Hier stärkten wir uns mit Nußzopf und heißem Kaffee.
Danach ging es wieder weiter bergauf, durch den Wald, entlang schönen Wiesen und immer in Sichtweite der Brennerautobahn, die zunächst noch hoch über uns verlief, nun aber immer weiter zu uns herunter kam, oder wir höher hinauf.
In Stafflach mussten wir wieder auf die Bundesstraße wechseln, denn da verlief der offizielle Radweg. Nun mussten wir wieder hinter einander fahren und möglichst rechts, denn die Autos waren nicht gerade rücksichtsvoll und fuhren gefährlich dicht und ohne das Tempo zu verringern an uns vorbei. Zum Glück war wohl irgenwo Blockabfertigung, denn die Autos kamen immer in Etappen und dann war eine Zeitlang wieder Ruhe.
Das nutzten wir aus und hangelten uns langsam aber bestimmt die Strecke über Gries bis zum Brennerpass hinauf. Die Autobahn war unser Höhenmesser, immer näher kamen wir an das Niveau der Fahrbahn heran. Das motivierte, weit konnte es nicht mehr sein und wir mobilisierten die letzten Kräfte.
Endlich hatten wir es geschafft und wir passierten die Grenze nach Italien. Benvenuti in Italia!
Wir hatten unterwegs noch in einem Dorfladen ein Brot, Käse und Kaminwurzen gekauft, die wir uns nun schmecken ließen. Gestärkt rollten wir parallel zur Brennerautobahn bergab. Nach einer Weile bog der Radweg auf eine schöne alte Bahnstrecke ab, die gut ausgebaut und stetig talwärts führte. In den Tunneln ging sogar automatisch das Licht an, wenn man hindurch fuhr. Unglaublich...
Vorbei an schönen Wasserfällen und mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel saußten wir bergab. Das hatten wir uns nach der Plackerei verdient.
Obwohl der Wetterbericht den ganzen Tag Regen angesagt hatte, war Petrus uns wohlgesonnen und wir blieben wenigstens von außen trocken und zum Ende kam sogar noch mal die Sonne heraus. Wahrscheinlich war das so, weil wir gestern beim Griechen in Innsbruck alle unsere Tellerchen leer gegessen haben. ??
Wir konnten unser wohlverdientes Zieleinlaufbier bei strahlendem Sonnenschein im Biergarten unserer Unterkunft genießen.
Heute stand die längste Etappe unserer Tour von München nach Venedig an. Es ging nach einem wunderbaren Frühstück bei bestem Wetter in Richtung Sterzing los. Heute war genußradeln angesagt, der aufsteigende Dunst vom Regen der vorangeganen Tage ließ zusammen mit der aufgehenden Sonne, die Berge in einem mystischen Licht erstrahlen.
Die Luft war angenehm frisch und überall duftete es nach frisch gemähten Wiesen und frischem Heu. Verschlafen musterten uns die auf den Weiden liegenden Milchkühe beim vorbei radeln. Wir konnten sie nicht aus der Ruhe bringen und käuten genüßlich wieder.
Wir mussten einen Teil der gestrigen Strecke wieder zurück, um dann wieder auf die eigentliche Route zu gelangen. Immer wieder ging es kleinere Rampen mit ordendlich Steigung hoch. Das brachte uns ganz schön ins Schwitzen.
Wir erreichten Sterzing. Sterzing ist wunderschön und definitiv einen Besuch wert. Wir hatten Glück, denn war Markttag, Und wir konnten uns mit leckeren Proviant für die Mittagspause eindecken. Wurst, Käse und ein paar leckere Brötchen packten wir in die Packtaschen.
Weiter ging es entlang des Eisacktalradweg über Stilfed und Franzensfeste, vorbei am Stausee nach Brixen. Dort besichtigten wir die sehenswerte Altststadt und stärkten uns mit Espresso und Gelato.
Brixen ist ebenfalls einen Besuch wert und lockt mit schönen Kirchen, sowie einem schönen Marktplatz umrahmt von stattlichen, restaurierten, historischen Gebäuden.
Wir fuhren weiter entlang der Eisack immer in Sichtweite der Brennerautobahn nach Klausen. Auch dort rollten wir mit unseren Rädern durch die wunderschöne Altstadt über der eine schöne Burg trohnt. Kurz nach Klausen wurde unser Jochen von einer Wespe an der Schläfe gestochen. Der Stich schwoll schnell an und schmerzte heftig. Wir kühlten erst mit Wasser aus der Trinkflasche und fanden glücklicherweise
unterwegs einen Kiosk der uns dankenswerterweise einige Eiswürfel überließ. Nach einer Weile brannte der Stich nicht mehr so schlimm und auch die Schwellung ging nicht mehr weiter, also machten wir uns wieder auf den Weg. Schließlich hatten wir noch ein gutes Stück vor uns.
Der Himmel hatte sich zugezogen aber es regnete wenigstens nicht.
Wir radelten über Barbiano, Campodazzo und Prato bis nach Bozen. Der Verlauf der Strecke in Richtung Bozen führt über eine alte Bahnstrecke und ist sehr gut ausgebaut. Es geht durch viele Tunnel und vorbei an den alten Signalen.
An einem kleinen Rastplatz stärkten wir uns mit unserem mitgebrachten Proviant und erreichten danach Bozen. In Bozen machten wir einen Abstecher in die Altstadt und tranken gegenüber des Ötzi-Museums einen Espresso. Wir hatten Bozen ja auf unserer Tour im letzten Jahr ausgiebig erkundet, daher rollten wir weiter.
Wir folgten den fantastischen Radautobahnen durch Bozen in Richtung Trient und stießen bald auf den Etschtalradweg.
Seit Bozen war wieder Sonnenschein und die Temperaturen kletterten stetig. Es ging auf dem Damm gegen leichten Gegenwind die bereits bekannte Strecke an der Etsch entlang. Es zog sich, aber wir hielten durch.
Nach über 120 km erreichten wir unser Tagesziel Salurn und unsere Unterkunft bei Heini, wo wir den Abend mit einem sehr leckeren Abendessen und dem einen oder anderen Gerstehilfeset ausklingen ließen.
 
 
 
5. Etappe - Von Salurn nach Löweneck (59 km / 650 Hm)
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit einer brasilianischen E-Bike Reisegruppe machten wir noch ein schnelles Abfahrtsfoto und radelten bei bestem Wetter vor der Gruppe her zum Etschtalradweg. Diesem folgten wir mit einer Umleitung durch die Weingärten.
Wir hatten Rückenwind und es ging leicht bergab. Die Strecke führte durch Obstplantagen und gepflegte Weingärten.
Wir machten Strecke. In Windeseile erreichten wir Trient. Da wir letztes Jahr auf unsere Via Claudia Augusta Tour Trient schon ausgiebig erkundet hatten, beschränkten wir uns auf die Altstadt mit Dom, Palast und Neptunbrunnen.
Aufgrund der schnell steigenden Temperaturen gönnten wir uns vor der Abfahrt noch einen Cafe und ein Eis. Dann gingen wir die nächste Herausforderung an. Was folgte war eine Bewährungsprobe.
Gemeinsam mit der Steigung der Strecke stieg auch die Temperatur stetig an. So mussten wir gemeine Rampen von mehr als 15 % bei einer Temperatur von mehr als 38°C erklimmen. Das war sehr schweißtreibend und das muss man schon wollen.
Immer wieder suchten wir ein schattiges Plätzchen und ruhten kurz aus. Das Wasser wurde langsam knapp und erfrischend war es auch nicht mehr. Hätten wir einen Teebeutel gehabt, wäre das eher zu genießen gewesen. Als weiter bergauf und weiter schwitzen. Der Schweiß lief uns in die Augen und in Strömen den Körper herunter. Bald waren wir pitschnass.
500 m vor dem Gipfel hatten wir dann noch, zu allem Überfluss, einen technischen Defekt und mussten am Fahrbahnrand trotz der knapp vorbei fahrenden Autos einen Umwerfer richten. Die Kette war beim Schalten heruntergesprungen und hatte den Umwerfer verdreht.
Schalten unmöglich! Zum Glück haben wir unseren Techniker Berni dabei und schon nach kurzer Zeit ging es wieder nach notdürftiger Reparatur mit nur noch einem vorderen Blatt wieder weiter.
Zum Glück ging es fortan nur noch mäßig bergauf. So war es zu ertragen und wir erreichten bald den schönen Lago di Caldonazzo der glitzernd in der Sonne spiegelte. Da wir durch die Reparatur und den schwierigen Aufstieg zeitlich etwas in Verzug waren, sparten wir uns schweren Herzens den Sprung ins kühle Naß und freuten uns, das Etappenziel in Sicht auf ein kühles Blondes und eine Dusche.
Im Hotel angekommen wurde der Umwerfer in Stand gesetzt und neu eingestellt. Damit war die Weiterfahrt für Morgen gesichert. Ab in die Dusche und dann nichts wie raus in die nächste Pizzeria. Wir testeten die kreisrunden, italienischen Lebensmittel und die lokalen Bierspezialitäten. Beides sehr lecker.
Am Lago di Levico besuchten wir noch kurz die schöne Strandbar und nahmen noch einen Sundowner. Danach ging es zum Altstadtfest, wo wir den Abend ausklingen ließen.
 
 
 
6. Etappe - Von Löweneck nach Bassano del Grappa (73 Km / 200 Hm)
Nach einem entspannten Abend auf dem Stadtfest starteten wir nach einem ausgiebigen Frühstück in unsere sechste Etappe. Es ging bergab entlang der Brenta bei ordentlich Gegenwind. Die Strecke führte uns entlang von Weingärten und Obstplantagen vorbei nach Burg im Suganertal und dann weiter in Richtung Tezze.
Hier war richtig was los auf den Radwegen. Immer wieder wurden wir von Gruppen mitm E-Bikes überholt, oder machten für Rennradfahrer Platz.
Wir erreichten Valsugana und radelten auf besten Radwegen immer entlang der Brenta weiter gen Süden.
Nach einem Café und einem leckeren Apfelstrudel im Bicigrill ging es weiter durch das atemberaubende Val Brenta. Im Tal schlängelte die kristallklare Brenta entlang der hohen, steilen Felswände.
Man fühlte sich, wie in einer anderen Welt und es wurde uns bewusst, wie klein und unbedeutend wir angesichts dieser unglaublichen Landschaft sind.
Immer wieder überraschte uns das Tal mit neuen Eindrücken, malerischen, kleinen so typisch italienischen Ortschaften und ganz still und leise wechselten Äpfel und Trauben zu Feigen und Oliven.
Das Tal wurde immer enger und die Brenta wurde hier auch für Rafting und Kajak benutzt.
In Campese endete das Tal und wir fuhren aus dieser fantastischen Kulisse heraus. Kurz vor Campese war die Beschilderung des Radweges irgendwie abhanden gekommen und eine Brücke über die Brenta endete ein einer Sackgasse. Wir mussten den schmalen Pfad rückwärts wieder zurück, da wir die Räder nicht drehen konnten. Genervt machten wir erst einmal in Campese eine kurze Pause, bevor es dann wieder weiter gehen konnte.
Wir näherten uns, tapfer gegen dem Wind strampelnd unserem Etappenziel Bassano del Grappa. Hinter dem Ortschild lockte eine Einkehrmöglichkeit mit einem kühlen, hopfenhaltigen Kaltgetränk. Wir gaben nach und genossen den kühlen Gerstensaft und die mitgelieferten Erdnüsse.
Danach fuhren wir zu unserem gebuchten Hotel.
Nach dem Einchecken erkundeten wir die Altstadt mit dem wunderschönem Panorama von der Ponte degli Alpini. Die Brücke selbst besteht bereits seit 1209 und ist ganz aus Holz gefertigt. Die Pfeiler ruhen auf Konstruktionen, die an ein Boot erinnern. Von hier aus gelangt man in die schöne Altstadt mit urigen Lokalitäten und leckeren Restaurants. Nach einer Calzone in der, laut Google Maps, besten Pizzeria vor Ort strandeten wir in einer Studentenkneipe.
Hier war richtig was los und hier probierten wir auch das Getränk, welches die Stadt schon im Namen hat. So ließen wir den Abend mit weiteren Elektrolythzufuhren ausklingen und freuten uns auf den nächsten Tag.
Morgen wollten wir Venedig erreichen.
 
 
 
7. Etappe - Von Bassano del Grappa bis Venedig (74 Km / 60 Hm)
Heute Morgen starteten wir gut gelaunt bei den schon hochsommerlichen Temperaturen ins Finale unserer Tour.
Anfänglich hatten wir Rückenwind und wir machten schnell Kilometer, immer nur ausgebremst durch die vielen Zebrastreifen die wir nur queren konnten, wenn wir zwei Bügel durchfuhren.
Die Strecke war, wie erwartet, recht unspektakulär und ging oft durch Industrie- und Gewerbegebiete sowie über stark befahrene Straßen. Auch mal über einen Damm, ohne Befestigung oder Schotterstrecken.
Die Temperatur stieg und das Radeln war nur noch Kopfsache. Die Supermärkte waren unsere Verbündeten; so konnten wir unsere Wasservorräte auffüllen und in den klimatisierten Gebäuden etwas runterkühlen.
Irgendwann erreichten wir dann Mestre und stärkten uns mit süßen Teilchen und einem Kaffee.
Danach ging es auf die letzten Kilometer in Richtung Venedig.
Wir lagen gut in der Zeit und hofften auf eine frühe, kalte Dusche. Am Bahnhof Mestre mussten wir aufgrund einer Baustelle mehrere Holzrampen und Treppen passieren. Dabei muss es wohl passiert sein. Ein Plattfuß hinten und so kurz vor dem Ziel. Das konnte doch nicht wahr sein.
Wieder einmal waren wir über unseren Techniker-StrampelMusen dankbar, der es irgendwie geschafft hat, den Reifen von der Tiefbettfelge zu bekommen. Ein neuer Schlauch und dann die gleiche Anstrengung, um den Mantel wieder auf die Felge zu bekommen. Aber es klappte und wir konnten nach einer guten halben Stunde wieder weiterfahren. Wir möchten noch kurz erwähnen, dass wir ganz viele Hilfsangebote von vorbeikommenden Radlern erhalten haben. Das ist schon toll, wie die Radfahrer zusammen halten.
Endlich konnten wir entlang der Via de la liberta weiter radeln und hatten Venedig in Sicht.
Dort angekommen fuhren wir soweit wir durften zum Bici Park, wo wir am frühen Morgen online noch drei Boxen ergattern konnten. Venedig ist für Fahrräder komplett gesperrt und Verstöße werden mit hohen Bußgeldern geahndet.
Wir stellten unsere Räder dort ein und machten uns zu Fuß auf den Weg zu unserer Unterkunft.
Nach einer Dusche stärkten wir uns direkt vor unserer Haustür in einer Pizzeria am Canale und machten uns an die Erkundung der Stadt.
Aufgrund der Panne waren wir nun viel später als geplant unterwegs, aber das hatte den Vorteil, daß viele Tagestouristen schon abgereist waren und es nur noch voll, aber nicht überfüllt war.
Wer mal die Gelegenheit hat, Venedig am Abend und in der Nacht zu sehen wird begeistert sein. Wir waren es auf jeden Fall und die Bilder sprechen für sich.
Venedig bei Nacht ist einfach sehenswert. Allein schon die Stimmung, die sich in den engen Gassen breit macht. Es gibt stellen, die gruselig dunkel in engen, unbesuchten Gassen, an den Film aus den 70ern "Wenn die Gondeln Trauer tragen" erinnert.
Man kann aber auch ganz romantisch bei Accordeon und Geige an einem kleinen Kanal im Restaurant den Abend verbringen oder auch natürlich richtig Party machen. Da ist für jeden etwas dabei und es ist lange nicht so voll, wie am Tag.
Alle Gondeln haben kleine Laternen, die sich im Wasser der Kanäle spiegeln. Einfach atemberaubend.
Am nächsten Tag sollte es noch mal zum Sightseeing gehen und dann am frühen Nachmittag mit dem Zug zurück nach Hause. Wir gingen mit runden Füßen wehmütig zu unserer Unterkunft und wären gerne noch länger hier geblieben.
Hier sollte unsere diesjährige Tour mit ganz vielen tollen Etappen, unvergesslichen Momenten und unbeschreiblich schönen Eindrücken eigentlich enden, aber es kam dann doch noch anders.
 
 
 
8. Etappe - Von Venedig nach Hause und Nachtrag zur Tour (9,4 Km / 0 Hm)
An diesem Morgen haben wir mal eine halbe Stunde länger geschlafen und machten uns bei einer Affenhitze mit kleinem Gepäck auf, um dieses in der Fahrradbox zu verstauen. Der Plan war, die Taschen kurz in die Box im Bikeparkhaus zu legen um dann ohne Gepäck noch mal in Ruhe eine Kleinigkeit zu frühstücken.
Hier erlebten wir die erste Überraschung für heute.
Die Boxen gingen erst nicht auf, dann nach Kontakt mit der Servicehotline kam nach einer Weile ein netter Mitarbeiter, der uns die Boxen öffnete.
Die gingen dann aber nicht mehr zu schließen, weil das System glaubte, wir hätten die Räder abgeholt. Nach einer weiteren Diskussion auf englisch, italienisch und mit Händen und Füßen, waren wenigstens zwei Boxen wieder verschlossen.
Bei der dritten weigerte sich das das System erneut und konnte angeblich die Reservierung nicht mehr finden. Das lag aber an der automatischen Ausfüllfunktion von Google, das noch eine Null zuviel eingeschmuggelt hatte.
Endlich konnten wir schweißgebadet wieder in die Stadt und genossen einen Americano und ein leckeres Teilchen.
Die Sonne brannte und es war unerträglich heiß. So beschlossen wir nicht dem Touristenstrom durch die Stadt zu folgen, sondern setzten uns mit einem leckeren Sandwich in den Schatten an den Canale Grande und beobachten den Trubel in den Gassen und auf dem Wasser. Das war mindestens genauso interessant.
Irgendwie hatten wir ein ungutes Gefühl und wir beschlossen eine gute Stunde früher, als geplant die Räder zu holen und diese schon mal an den Bahnhof zu bringen.
Nicht, dass am Ende die Boxen wieder streikten. Aber es kam dann ganz anders…
Die Boxen gingen alle brav auf und geschwind hatten wir die Räder gepackt. Wir schoben die Räder in Richtung Stazione Santa Lucia, da man ja in Venedig nicht fahren darf.
Wir kamen aber noch nicht einmal über die Brücke, weil unmittelbar davor die Fahrrad-Sperrzone beginnt. Wir fragten einen der Souvenirverkäufer nach der Alternative.
Wieder zurück und dann gebe es eine Brücke, die zum Bahnhof führt, welche wir fahren dürften.
Wir also mit kompletten Gepäck wieder zurück um dann festzustellen, dass diese Straße eine Privatstraße war. Durchfahren bei Strafe verboten.
Erneut wieder in Richtung Stadt und bei der Polizei-Station nachgefragt.
Zuerst wurden wir in perfektem Englisch und mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass unsere Räder hier nicht stehen bleiben können.
Das war es dann aber auch schon mit der weiteren Kommunikation in Englisch. Egal was wir versuchten, die Antwort war immer, "...nix verstehen" und "...cycling in Venice is not allowed. Basta!"
Schließlich musste der Googleübersetzer ran. Das Ergebnis war, wir sollten auf dem Inseldamm die erste Ausfahrt nehmen und dann kämen wir direkt und ohne Umweg zum Bahnhof. Wir fragten mehrmals nach, ob der gute Mann das ernst meinte. Mit dem Rad auf die autobahnähnliche Schnellstraße? "si, si, sì, esattamente, prendete la superstrada e la prima uscita a destra. " Also auf die Schnellstraße und dann die erste Ausfahrt rechts...
Wir radelten los, langsam wurde es auch knapp mit der Zeit. Das Problem war aber, die beschriebene Ausfahrt gab es natürlich gar nicht und flugs fanden wir un auf der zweispurigen Schnellstrasse wieder, auf der auch noch die Straßenbahn fährt. Zurück konnten wir nicht mehr, um auf den offiziellen Radweg zurück kommen hätten wir über die Mittelleitplanke klettern müssen um dann die zwei Bahn-, und zwei Autospuren zu überqueren. Oder halt auf der Schnellstraße gegen den Verkehr zurück. Und das bei ordentlich Verkehr.
Also Augen zu, ganz rechts und Vollgas. Das waren gefühlt unsere längsten, aber bestimmt auch die schnellsten 3,8 km. Zum Glück ist uns dabei nix passiert. Wir kamen klitschknass geschwitzt, aber ohne Plessuren oder Handschellen endlich auf der anderen Seite an und sind dann in Mestre statt Santa Lucia in den Zug eingestiegen. Radfahren kann so abenteuerlich sein.
Unglaublich, dass in einer solchen Stadt, die Menschen aus aller Herren Länder besuchen, die Polizei nicht einmal Englisch sprechen kann und das am Ende eines der bekanntesten Radwege mehr Verbots- als Hinweisschilder für uns Radler aufgestellt sind.
Ende der diesjährigen Tour. Wir danken Euch, dass Ihr uns begleitet habt und uns mit Eurem Feedback auf allen erdenklichen Kanälen immer wieder motiviert habt.
Insgesamt waren wir ohne An- und Abreise 6 ½ Tage im Sattel, sind 522 km und rund 3.300 Höhenmetern bei Höchsttemperaturen um die 40°C geradelt. Wir haben nicht einen davon bereut.
Viele Grüße Eure StrampelMusen
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